Während Chinas Außenminister und Vizepremier Qian Qichen am Montag seinen USA-Besuch begann, hat die Regierung in Peking mit ihren Warnungen vor amerikanischen Waffenverkäufen an Taiwan nun alle Drohregister gezogen. Zum ersten Mal warnte Peking auch vor den Folgen für die beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen, obwohl die USA der größte Exportmarkt des Landes sind.

Qian wird US-Präsident George W. Bush am Donnerstag treffen und persönlich die Bedenken Chinas gegen Waffenlieferungen vortragen. Die Armee-Tageszeitung Jiefang Junbao warnte aber schon am Montag auf einer Sonderseite, wie gefährlich die Waffendeals "für die Wiedervereinigung Chinas und den regionalen Frieden sind".

Die USA würden zudem nur ihren eigenen Interessen schaden, schrieben die staatlichen Kommentatoren. Tausende von US-Unternehmen wären derzeit an Joint-Venture-Betrieben in China beteiligt. Noch mehr bereiten sich vor, nach einem WTO-Beitritt in China zu investieren. "Der Verkauf von Militärgütern wird sich in hohem Maße negativ auf die Investitions- und Handelsbeziehungen der USA in China und in den benachbarten Regionen auswirken." Peking will verhindern, dass die USA die bekannt gewordene Orderliste Taiwans, über die Bush im April entscheiden will, bedienen. Unter den 30 dabei von Taiwan erwünschten Hightech-Waffensystemen von U-Boot-Jägern bis zu Präzisionsartillerie steht an erster Stelle die von Peking besonders gefürchtete Bestellung von vier mit Aegis-Radarsystemen ausgerüsteten Zerstörerschiffen. Die auf eine Milliarde Dollar Stückkosten geschätzte schwimmende Raketenabwehr könnte dank dem hochmodernen Radar gleichzeitig mehr als 100 in unterschiedlicher Höhe anfliegende Ziele abfangen. Die USA hatten bislang das Aegis-System nicht an Taiwan verkaufen wollen. US-Militärs betonten, dass sie Taiwan aber künftig mit allen benötigten Verteidigungswaffen zur Seite stünden, solange China immer mehr Raketen entlang der 160 Kilometer breiten Taiwan-Straße in Stellung bringen lässt. Nach Angaben des Pentagon verfügt China derzeit über 300 Raketen, die Taiwan attackieren könnten, und lässt pro Jahr 50 weitere in Stellung bringen.

(DER STANDARD, Print- Ausgabe, 20. 3. 2001)