Die herausragende Persönlichkeit im neuen Kabinett ist ohne Zweifel Domingo Cavallo, ehemals allmächtiger Wirtschaftsminister (1991-96). Der Chef der Oppositionspartei Aktion für die Republik gilt als Vater der Bekämpfung einer Hyperinflation von mehr als 2000 Prozent zu Beginn der 90er-Jahre. Er soll neuer Kabinettschef werden; Beobachter gehen davon aus, dass der in Harvard ausgebildete, weltweit angesehene Ökonom die dominante Figur in der Regierung sein wird.
Cavallo steht für eine äußerst liberale Wirtschaftspolitik, gilt allerdings als weniger orthodox als der derzeitige Wirtschaftsminister Ricardo López Murphy, dessen am Freitag vorgestelltes Sparprogramm (Abstriche vor allem im Erziehungsbereich) zu heftigen Protesten sowohl vonseiten der peronistischen Opposition, der Gewerkschaften, aber auch des linken Flügels innerhalb der Regierungskoalition Alianza geführt hatte. Cavallo könnte zudem die strikte Eins-zu-eins-Bindung des argentinischen Peso an den US-Dollar, die die Wettbewerbsfähigkeit des Landes seit Jahren schwer belastet, aufheben und gegen eine Koppelung an einen internationalen Währungskorb (Yen, Euro) auswechseln.
Generalstreik droht
Für kommenden Mittwoch haben die Gewerkschaften einen landesweiten Generalstreik ausgerufen; zudem haben die Schüler, Lehrer und Studenten ebenfalls Kampfmaßnahmen für diese Woche angekündigt. In López Murphys Sparpaket sind von den 4,5 Mrd. US-Dollar (5 Mrd. EURO) Budgetkürzungen für die nächsten zwei Jahre 1,7 Mrd. im Schul-und Universitätsbereich vorgesehen.