München/Wien - "Es gibt viele Hinweise darauf, dass bei der BSE-Anfälligkeit von Rindern auch genetische Komponenten mitspielen", erklärt Gottfried Brem (Veterinärmedizinische Universität, Wien) dem STANDARD. "Und zum Herausfiltern dieser Gene ist das Klonen ein eleganter Ansatz", ergänzt Eckart Wolf (Uni München), "den wir gerne im Rahmen des bayrischen BSE-Forschungsprogramms nutzen würden." Dass mit Rinder-BSE verwandte Hirnkrankheiten wie nvCJD beim Menschen oder Scrapie beim Schaf genetische Mitspieler haben, weiß man schon länger. Beim Rinder-BSE vermutet man es stark, weil in betroffenen Herden nur einzelne Tiere erkranken und auch sie nur nach unterschiedlichen Inkubationszeiten. "Die dafür verantwortlichen Gene kann man mit konventionellen genetischen Methoden suchen", erklärt Brem, "oder mit biotechnischen." Mit Letzteren werden wieder zwei Wege eingeschlagen: Man kann versuchen, BSE-resistente Rinder herzustellen, indem man ihnen in einer Radikallösung jenes Gen wegnimmt, das für das Protein zuständig ist, dessen Fehlfaltung ("Prionen") die Krankheit vermutlich verursacht. Das ist 1993 an Mäusen gelungen - sie können nicht erkranken, weil sie das "gesunde" Protein nicht haben, von dem man allerdings nicht weiß, wofür es überhaupt da ist -, man versucht es in konventioneller Züchtung auch an Schafen. Ob es auch bei Rindern geht, ist die eine Frage. Die zweite ist die, welche anderen Gene überhaupt dafür sorgen, dass die Prionen sich falsch falten: "Wir wollen BSE-erkrankte Rinder klonieren", erklärt Wolf, "um zu schauen, welche Rolle welche Gene spielen und was die Umwelt beiträgt, etwa Stress." Dafür braucht man genetisch homogene Tiere - durch Klonen -, wie man sie bisher nur bei Inzucht-Mäusen hat. Aber die sind nicht ideal zur Erforschung der Prionenaufnahme im Wiederkäuermagen. Sofern Prionen nicht vorher in den Körper gelangen. US-Forscher suchen bei nvCJD nicht in den Genen, sondern in der Körperabwehr: Sie vermuten, dass Prionen bei Mandelentzündungen eindringen. Das könnte erklären, warum unter den Erkrankten viele Kinder sind: Sie haben häufig Mandelentzündung. (DER STANDARD; Print-Ausgabe, 20.03.2001)