Wien - Das mit Graz, das war etwas "Unschönes" für Hubert Dlaska, Vorstandsvorsitzender der Wiener Bombardier-Werke. "Das kam nicht von uns", versicherte er dem Wiener Finanzstadtrat Sepp Rieder (SP), der am Montag die Bombardiers in Floridsdorf besuchte. Das "Unschöne": Der Stadt Wien war kürzlich in Zeitungsberichten vorgeworfen worden, sie habe die Niederflur-Straßenbahn "Ulf" bei SGP/Siemens Verkehrstechnik zu teuer gekauft, weil Bombardier seine "City Runner" für Graz um einiges billiger produziere. Und das könne man so nicht vergleichen. Denn man müsse zweierlei bedenken, betont Dlaska: "Die Wiener ,Ulfs' wurden bereits 1991/92 bestellt, die Grazer ,City Runner' viel später." Und: "Das Wiener Ziel war ein Ultra-Low-Floor-Produkt" - mit einem Einstieg von knapp 15 Zentimetern über dem Boden. Während der "City Runner" seinen Einstieg 29 Zentimeter über Niveau hat. Daher ist das Bombardier-Produkt laut Dlaska "eine andere, vielleicht technisch weniger aufwendige Lösung". "Als wir die Niederflur-Straßenbahn ausgeschrieben haben, gab es den ,City Runner' nur auf dem Papier", erinnert auch Wiener-Linien-Direktor Günter Grois. "Damals war der ,Ulf' vom Preis-Leistungs-Verhältnis her das bessere Produkt. Und inzwischen ist ja auch der ,City Runner' weiterentwickelt worden." Aber die Wiener Bombardier-Fabrik hat ja neben den "City Runnern", die sich inzwischen zu regelrechten Verkaufsrennern gemausert haben, noch einige Produkte mehr anzubieten, die für Wien interessant sein könnten. Die Zwei-System-Fahrzeuge etwa, die auf Straßenbahn- wie auch auf Bahnstrecken fahren können. Beim "Tram-Train" in Saarbrücken etwa ist es gelungen, Straßenbahnbetrieb mit 750 Volt und Bahnbetrieb mit 15 Kilovolt zu kombinieren - zwei Signaltechniken zu integrieren und zweierlei Behördenauflagen zu erfüllen. "Tram-Train"-Trend Und da diese "Tram-Trains" auch noch schneller als lokbetriebene Züge beschleunigen und bremsen, ist das Interesse an diesem Produkt derzeit wie "eine Riesenwelle", so Dlaska. Das der Wiener hält sich in Grenzen. "Wir haben dieses Modell auch schon für die S80 untersucht", erinnert Grois. "Das Problem ist, dass man dafür wirklich schwach genutzte Bahnstrecken mit entsprechendem Passagierpotenzial bräuchte." Die gibt es in Wien kaum. Und Grundbedingung ist für Rieder: "Wenn die Region besser bedient wird, muss auf jeden Fall Niederösterreich einen entsprechenden Anteil zahlen." Und nicht zuletzt hat Bombardier ja auch die Garnituren der U6 produziert - "ohne diesen Auftrag würde es das Wiener Fertigungswerk nicht mehr geben", erinnert Dlaska. Auch da steckt noch einiges drinnen. Später, bei der Qualitätskontrolle, fragt auch gleich ein Arbeiter den Stadtrat: "Na, wie schaut's aus mit der U6-Verlängerung? Wir bau'n euch sofort die U-Bahn. Ihr braucht's nur zahl'n." (Roman Freihsl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.3.2001)