Mit weltweit mehr als 33 Millionen Web-Sites ist das Internet so unüberschaubar geworden, dass sich viele darin nicht mehr zurecht finden. Zudem erschwert die Vielfalt von Dateiformaten den elektronischen Handel, den E-Commerce. Einen Ausweg verspricht die Ergänzung der Hypertext Markup Language (HTML) durch die Extensible Markup Language (XML), die den Schwerpunkt nicht auf die optische Darstellung, sondern auf die inhaltliche Struktur von Web-Dokumenten legt. Auf der am Donnerstag in Hannover beginnenden Computermesse Cebit stellen mehr als 200 der insgesamt 8.106 Aussteller ihre XML-Angebote vor. Mit XML soll auch das mobile Internet erschlossen werden - eine der vielfachen XML-Anwendungen ist die Wireless Markup Language (WML), in der die WAP-Angebote für das bisher noch nicht ganz überzeugende Internet auf dem Handy geschrieben sind. Große Hoffnungen setzen die WAP-Anbieter allerdings auf die in diesen Wochen eingeführte Übertragungstechnik GPRS, die nicht nur eine schnellere Datenübertragung, sondern auf Grund der Abrechnung nach übertragenen Datenpaketen auch die permanente Internet-Verbindung ermöglicht. Andere XML-Anwendungen sind beispielsweise das Mathematik-Format MathML, die Multimedia-Sprache SMIL oder NewsML für Medieninhalte. Die Vielfalt der möglichen Anwendungen ist ein Ergebnis der besonderen Flexibilität von XML, auf die schon der Name hinweist: XML ist "extensible", also in alle Richtungen erweiterbar. Dies bedeutet, dass gewissermaßen nur die Grammatik der Sprache festgelegt ist - ihre jeweilige Bedeutung (Semantik) kann aber von jedem Nutzer selbst bestimmt werden. Dies geschieht bisher meist in Form so genannter Dokumententyp-Definitionen (DTD) - künftig wohl verstärkt in der Form eines XML-Schemas, dessen Regeln soeben vom W3C, dem Standardisierungsgremium für das World Wide Web, den Status einer offiziellen Empfehlung erhalten haben. Die DTD oder das Schema bestimmt die Elemente für die inhaltliche Struktur der Dokumente - bei einem Adressenverzeichnis sind das beispielsweise Elemente wie , , , , , und . Da die so gekennzeichneten Daten sehr viel eindeutiger sind als bei der bisher üblichen Volltextsuche in Web-Seiten, ist ein gezielter und direkter Zugriff auf gewünschte Informationen möglich. Nahezu alle Hersteller von Software, bei der es in irgendeiner Weise um den Austausch von Dokumenten geht, haben sich inzwischen auf XML festgelegt. Selbst Marktführer Microsoft, der bisher immer gern eigene Wege gegangen ist und über seine beherrschende Marktstellung eigene De-Facto-Standards eingeführt hat, sieht in XML eine Schlüsseltechnologie, die die Weiterentwicklung etwa seiner Office-Programme leiten soll. Allerdings verlagert sich der Wettbewerb nun auf die Semantik der XML-Anwendungen und auf die Frage: Wer bestimmt die DTD oder das Schema für die Definition der benötigten XML-Elemente? "Das nächste kommerzielle Kriegsszenario wird der Kampf um XML-Schemas sein", sagt der Entwicklungschef der Software AG in Darmstadt, Peter Mossack. Zahlreiche Software-Firmen stünden in den Startlöchern, um ihrem Schema die größte Verbreitung zu sichern. Auf der Cebit werden unter anderem neue Systeme für das so genannte Dokumenten-Management mit XML vorgestellt, etwa vom australischen Unternehmen Tower Technology (Halle 1, 7n14) oder von Cardiff (Halle 1, 8d1). Die Software AG (Halle 3, C33) stellt unter dem Motto "xml(at)work" ihre Tamino-Plattform vor und zeigt unter anderem wie diese XML-Lösung für den mobilen elektronischen Handel, den M-Commerce, eingesetzt werden kann. "XML bietet als offener Standard die Möglichkeit, unterschiedliche Anwendungen und Datenbanken auch über Unternehmensgrenzen hinweg zusammenzufügen", verspricht Vorstandsmitglied Andreas Zeitler.(Von Peter Zschunke/AP)