Berlin/Frankfurt - Der Direktor des Wiener Burgtheaters, Klaus Bachler, hält die aktuelle Debatte über die Zukunft des Theaters für sinnlos. "Was wir derzeit erleben ist keine Kunstdiskussion, sondern eine Diskussion um den Markt", sagte Bachler der "Frankfurter Rundschau" (Dienstagausgabe). Durch eine Verknappung der finanziellen Mittel habe es die Politik geschafft, die Künstler gegeneinander aufzuhetzen. Nur mehr Analysten des Theaters Er begrüße zwar Initiativen junger Regisseure wie die Wiederbelebung des Frankfurter Theater-Festivals "Experimenta". "Nur soll man zeigen, was man kann und nicht nur große Sprüche klopfen. Ich erlebe nur mehr Analysten des Theaters. Das ist doch sinnlos", sagte Bachler, dessen Theater beim diesjährigen Berliner Theatertreffen mit insgesamt vier Inszenierung vertreten ist. Im Mittelpunkt der "Experimenta" (1.5.-2.6.) stehen Regisseure, die in den vergangenen Jahren wichtige Theater übernommen haben. Dazu gehören Thomas Ostermeier (Berliner Schaubühne), Wilfried Schulz (Schauspiel Hannover), Stefan Bachmann (Theater Basel), Stefanie Carp (Schauspielhaus Zürich) und Tom Stromberg (Deutsches Schauspielhaus Hamburg). "Alte Meister" Gleichzeitig wies der Burgtheater-Direktor Kritik seines Basler Kollegen Michael Schindhelm zurück, er habe an seinem Haus mit Regisseuren wie Peter Zadek, Luc Bondy, Andrea Breth und Klaus Michael Grüber "die alten Meister" versammelt. In der Kunst sei die Frage nach alt oder jung vollkommen uninteressant, sagte Bachler. "Ich denke über Projekte nach, nicht über das Alter der Regisseure." Auch der Vorwurf Schindhelms, das Burgtheater pflege eine "neue Unübersichtlichkeit" sein unsinnig. "Ja, was soll denn die Kunst anders sein, als unübersichtlich?" An einem Haus wie dem Burgtheater komme das Besondere nur aus der Vielfalt. Das Burgtheater habe eine viel größere Bandbreite an Zuschauern als andere Häuser. Viele Theater in Deutschland hätten es versäumt, die Menschen langfristig an sich zu binden. "Wenn einmal eine halbe Spielzeit lang gar nichts funktioniert, stehen solche Häuser vor dem Aus", sagte Bachler. (APA)