Wien - Ihrem Auftrag zur Bereitstellung von Informationsdienstleistungen kommt die Österreichische Nationalbibliothek seit Dienstag auch im virtuellen Bereich nach: An 60 EDV-Arbeitsplätzen ist ab sofort weltweite Recherche im Internet möglich. Dies setze "den Schlussstein hinter eine lange Entwicklung", sagte Generaldirektor Hans Marte heute bei der Präsentation der Neuerungen. Die zahlreichen Vorteile für Bibliotheksbenützer erhalten durch eine weitere Neuerung einen leicht bitteren Beigeschmack: Ebenso ab sofort ist der Zugang zu den Werken der Nationalbibliothek nicht mehr kostenlos. Tageskarten Tageskarten zu 20 Schilling oder Jahreskarten zu 100 Schilling (in Bankomatkartengröße mit Pin-Code) ersetzen den gewohnten Nationalbibliotheks-Ausweis. Ebenfalls kostenpflichtig sind nun Informationsdienstleistungen ab 20 Minuten Zeitaufwand wie das Erstellen einer Bibliografie durch die Nationalbibliothek. "Wir müssen zumindest einen Teil der Kosten der Neuentwicklungen wieder hereinbringen. 100 Schilling sind schon eine Barriere für Leute, die ganz wenig Geld haben", ist sich Marte der Problematik der entstehenden Kosten bewusst. Neuentwicklungen seien nicht nur der Internetzugang, sondern vor allem auch die Erfassung des Zettelkataloges in elektronischer Form. Zu den angebotenen Internet-Dienstleistungen gehören neben dem Internetzugang auch noch eine aktuell gehaltene Liste wichtiger Adressen im World Wide Web, einstündige Schulungen für Neueinsteiger und in naher Zukunft auch vollständig papierlose Online-Buchbestellungen für Vor-Ort-Benutzer. Nebeneffekt Erhoffter Nebeneffekt für die Nationalbibliothek: Durch genaues Erfassen der Benutzerstrukturen (nach Alter, Beruf, Ausbildung) und der durchgeführten Recherchen soll "in Zeiten geringer Budgets ein möglichst kundenorientiertes Angebot der Nationalbibliothek entstehen", sagt Angelika Ander, Direktorin der Abteilung für Benützung und Information. Datenschutzprobleme sehe sie nicht: "Wir haben gar kein Personal, um die gesammelten Daten in dieser Richtung auszuwerten", sagte Ander auf Nachfrage der APA. Die Erfassung der Benutzer sichere auch "die Bibliothek gegen zivil- und strafrechtliche Verfahren" etwa bei Aufruf von Internet-Seiten mit illegalem Inhalt, heißt es in den Presseunterlagen. Dazu sei auch eine Filtersoftware installiert, die gewisse Internet-Inhalte blockiere, so Ander. (APA)