Salzburg - Ein neuer Verlag mit bekannten Gesichtern wurde jüngst in Salzburg aus der Taufe gehoben: Jung und Jung. Jochen Jung, ehemals Leiter des Residenzverlages, hat nach seinem dortigen Rauswurf ein eigenes Verlagsprojekt auf die Beine gestellt. Das erste Programm wurde gestern, Montag, Abend in der Kast-Villa am Salzburger Mirabellplatz vorgestellt. Lebendigkeit Trotz aller schwierigen Umstände hat Jung in Salzburg ein sich als "Salzburger" Verlag verstehendes Editionshaus gegründet, das "zur Lebendigkeit der Stadt beitragen" soll (Jung). Es kommt deshalb Literaturfreunden sehr bekannt vor, weil einige Faktoren mit Jung vom Residenzverlag "hinübergewechselt" sind. Autoren-Spektrum wie auch äußeres Erscheinungsbild sind keine Neuerfindungen ohne Geschichte. Einband und Schriftbild sind mit Liebe gestaltet, die ersten acht Bände wirken deshalb schon allein optisch einladend. Gert Jonke, Inge Merkel, Sherko Fatah, Jörg Uwe Sauer, Peter Waterhouse, Alfred Kolleritsch und Walter Pichler (mit zwei Bänden vertreten) sind die Autoren der ersten Jung-und-Jung-Buchreihe; Fatah, Sauer und Waterhouse gaben gestern Leseproben. Fatah, in Berlin geborenes Kind eines irakischen Kurden und einer Deutschen, erzählt mit detailgenauem Blick in seinem Roman "Im Grenzland" die Geschichte eines Schmugglers, der seinen Weg durch ein Minenfeld bahnt und nach erfolgreicher Beseitigung der Fallen diese wieder zurücklegt. Thomas Bernhard-Verehrer Der Deutsche Sauer ist offenbar nicht nur abseits seiner Texte ein großer Thomas Bernhard-Verehrer. Die vorgetragene köstliche Passage aus "Das Traumpaar" beschreibt in beißend-geschliffener Sprache, wie der geigenspielende Ich-Erzähler bei seiner Aufnahmeprüfung ans Salzburger Mozarteum - naturgemäß - scheitert. Der Österreicher Waterhouse nutzt in "Prosperos Land" teils intellektuell-verschrobene Wortkonstellationen, teils ostinate Wortwiederholungen, um friaulische Landschaften vor das geistige Auge des Lesers zu bringen. Der Anfang von Jung und Jung ist also geschafft. Der Verlag präsentiert sich zwar nicht wirklich "jung", gute Traditionen aber, deren Beibehaltung lohnt, existieren auch im Literaturbereich. Unter anderem behält Jung und Jung die alte Rechtschreibung bei. (APA)