Europa
Sozialistischer Kommunalpolitiker im Baskenland erschossen
ETA als Urheber verdächtigt - Ibarretxe: "Angriff auf die baskische Bevölkerung"
Bilbao/Madrid/San Sebastian - Ein sozialistischer Lokalpolitiker ist am Dienstag im Baskenland erschossen worden. Der Mann wurde nach Angaben des spanischen Innenministeriums von mindestens einer Kugel im Kopf getroffen, als er in einem Café in Lasarte saß, rund zehn Kilometer von San Sebastian entfernt. Das Opfer, Froilan Elespe Inciarte, war Stadtrat und stellvertretender Bürgermeister in Lasarte. Die spanischen Behörden vermuteten die baskische Untergrundorganisation ETA als Urheber des Anschlags. Regierungsvertreter verurteilten den Mordanschlag. Der 54-Jährige ist das vermutlich sechste ETA-Opfer in diesem Jahr.
Nach Berichten von Augenzeugen feuerte der Schütze zweimal auf den Kommunalpolitiker. Der Angreifer wurde den Angaben zufolge von einer zweiten Person begleitet. Beide seien zu Fuß geflohen. Inciarte hatte im Gegensatz zu vielen anderen baskischen Kommunalpolitikern auf Personenschutz verzichtet.
"Neuerliche Gräueltat"
Ein Regierungssprecher verurteilte die Ermordung als "neuerliche Gräueltat". Der baskische Politiker sei erschossen worden, weil er für "Meinungsfreiheit, Zusammenleben und Hingabe an seine Mitbürger" gestanden habe. Der baskische Regionalpräsident Juan José Ibarretxe bezeichnete den Mordanschlag als "Angriff auf die gesamte baskische Bevölkerung".
Fünf ETA-Anhänger festgenommen
Bei einer Razzia im Umfeld der baskischen Separatisten hat die spanische Polizei am Dienstag fünf mutmaßliche
Anhänger der Untergrundorganisation ETA festgenommen. Den fünf jungen Männern im Alter zwischen 20 und 23 Jahren werde die
Teilnahme an Gewaltakten und Sabotageaktionen in der Gegend um die baskische Industriemetropole Bilbao zur Last gelegt, teilten die
Sicherheitskräfte mit.
Aus den Unterlagen, die bei der Durchsuchung mehrerer Wohnungen sichergestellt worden seien, gehe hervor, dass die Festgenommenen
Anschläge auf Polizeibeamte geplant hätten.
Spanien forderte unterdessen die Behörden in Frankreich auf, den Kampf gegen den Terror der ETA zu verstärken. Dies bestätigte
Außenminister Josep Pique in Madrid. Allerdings bedeute dies nicht, dass die spanische Regierung sich in Paris über eine mangelnde
Unterstützung "beklagt" habe, sagte der Minister. Madrid habe vielmehr die Franzosen darum gebeten, eine "zusätzliche Anstrengung" zu
unternehmen.
Am Sonntag hatte die ETA zwei Autobomben an der spanischen Mittelmeerküste gelegt. Bei der Explosion eines der Sprengsätze im Badeort
Rosas an der Costa Brava war ein Polizist getötet worden. Die spanischen Ermittler gehen davon aus, dass die ETA bei den beiden 50-
Kilogramm-Bomben auf Dynamit zurückgriff, das sie vor zwei Wochen in Frankreich erbeutet hatte. In der spanischen Presse wurde den
französischen Behörden daraufhin Nachlässigkeit beim Kampf gegen die ETA zur Last gelegt. (APA)