Wien - Anläßlich einer wissenschaftlichen Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Nephrologie (Nierenheilkunde) in Wien stellte der Wiener Kinder-Nierenspezialist Dr. Egon Balzar die Forderung der regelmäßigen Blutdruckmessung bei Kindern. Der Grund ist, dass 70 Prozent der Fälle von Bluthochdruck bei Kindern auf Nierenerkrankungen zurückgehen, 30 Prozent hingegen sind eine Vorstufe der Erwachsenen-Erkrankung. Vom 22. bis 24. März gibt es in Wien die Tagung der deutschsprachigen Nierenspezialisten im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde an der 300 Fachleute teilnehmen. Es geht unter anderem um:
  • Erkrankungen der Filterkörperchen der Nieren (glomeruläre Nierenerkrankungen
  • Bluthochdruck bei Kindern
    Nierentransplantationen und
  • Nierenerkrankungen von Säuglingen.

Gründe für einen Bluthochdruck Entweder steckt hinter einer Hypertonie beim Kind eine schwere Grunderkrankung oder es handelt sich um den "essenziellen Bluthochdruck", der als chronisches Zivilisationsleiden rund die Hälfte der Erwachsenen in den westlichen Industriestaaten "quält", so Balzer. Die Konsequenzen sind dann Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Schlaganfall und chronisches Nierenversagen. Der Kinderarzt: "Bei 70 Prozent der Fälle von Bluthochdruck bei Kindern steckt eine Nierenerkrankung dahinter. Das können zum Beispiel Fehlbildungen, Entzündungen, Harnwegsinfekte und ähnlich Faktoren sein. Doch 30 Prozent sind Fälle von 'essenziellem Bluthochdruck'. Das sind dann diejenigen Menschen, die mit 35 oder 40 Jahren den ersten Herzinfarkt haben. Oft liegen bei den Kindern Übergewicht bzw. Fettstoffwechselstörungen vor." Egal, aus welchem Grund eine Hypertonie vorliegt, sie gehört wegen der möglichen Konsequenzen auch bei Kindern auf jeden Fall behandelt. Oft reicht schon Abnehmen. In schwierigen Fällen müssen Medikamente eingenommen werden. Früherkennung Von entscheidender Bedeutung aber ist das Erkennen einer Hypertonie im Kindesalter. Balzar: "Bei Säuglingen ist die Messung (technisch, Anm.) noch schwierig. Aber es gibt zunehmend Normwerte für ältere Kinder." Bei jeder gründlichen Untersuchung von Kindern, zumindest beim Schuleintritt und auf jeden Fall bei übergewichtigen Kindern sollte auch der Blutdruck gemessen werden. Bei einem Erwachsenen wären Blutdruckwerte von 120/70 mmHg optimal. Anzustreben sind zumindest Werte von 130 bis 135/80 bis 85 mmHg. Die oberen Grenzwerte für Kinder: bei Neugeborenen 100/50 bis 60 mmHg, bei Zehnjährigen 120/75 mmHg und bei 14-Jährigen 135/75 mmHg. Die Werte bedeuten jeweils den Blutdruck in der Pumpphase des Herzens (systolisch oder "oberer" Wert) und in der Ruhephase des Herzens (diastolisch oder "unterer" Wert). Liegt bei Kindern nicht mehr kurierbares Nierenversagen vor, wagen sich die Ärzte auch schon bei Säuglingen an Nierentransplantationen. Der Spezialist über einen Paradefall: "Wir haben ehemals ein Baby im Alter von 14 Monaten und sieben Kilogramm Gewicht versorgt, das eine neue Niere bekam. Heute ist das Kind 18 Jahre alt und hat noch immer die selbe Niere. Vor 30 Jahren sind alle die Kinder mit endgültigem Nierenversagen gestorben, vor 15 Jahren gab es keine Nierentransplantation bei Kleinkindern unter fünf Jahren. Heute behandeln wir Neugeborene." (APA)