Mensch
Medikament macht Blutgefäße weicher
ALT-711 bricht Quervernetzungen von Eiweißen auf
Baltimore/USA -Ein derzeit noch im Versuch erprobtes Medikament könnte eine altersbedingte Versteifung im Gefäßsystem umkehren. Wissenschaftler der John Hopkins Universität
haben bei Patienten über 60 Jahre bewiesen, dass das so genannte ALT-711 den arteriellen Druck signifikant reduzierte. Zudem konnte die Fähigkeit, die Blutgefäße zu dehnen, um 18 Prozent erhöht werden.
Das Medikament wirkt, indem es so genannte fortgeschrittene glykosylierte (zucker-basierte) und quervernetzte Endprodukte, die sich zwischen Proteinen bilden, aufbricht. Die als AGE bezeichneten Produkte treten häufig bei älteren Menschen und Diabetikern auf. "Die Versteifung der Gefäße und die Zunahme des Blutdruckes sind ein großes epidemiologisches Problem, das rund die Hälfte der Menschen im Alter über 60 Jahre betrifft", erklärte Versuchsleiter David A. Kass von der John Hopkins Universität. Die Quervernetzungen entstehen vorwiegend in lang lebenden Proteinen, wie zum Beispiel Strukturproteinen in den Arterienwänden. Steigen die Quervernetzungen, erhöht sich auch die Steifheit des betreffenden Gewebes. Im kardiovaskulären System führt AGE zu einem Elastizitätsverlust. Dies hat wiederum eine Blutdruckerhöhung, die mit Gefäßerkrankungen sowie Atherosklerose in Zusammenhang steht, zur Folge.
Für die klinische Untersuchung wurden 93 Erwachsene über 50 Jahre mit messbarer Versteifung der Blutgefäße und einem systolischen Blutdruck von mindestens 140 mm Hg untersucht. Nach der achtwöchigen Verabreichung des Medikamentes oder eines Plazebos erfassten die Forscher den Blutdruck, die Dehnbarkeit der Arterien und den Blutfluss durch das Herz. "Bisher zielten Medikamente auf die Reduzierung des mittleren Drucks, um die peripheren Arterien, die für den Widerstand verantwortlich sind, zu entspannen", so Kass. ALT-711 wirke auf größere Gefäße, die die Steifheit regulieren.
(pte)