Berlin - Gegen Führer der argentinischen Militärdiktatur (1978 bis 1983) soll nach dem Willen deutscher Menschenrechtsorganisationen nun auch in der Bundesrepublik Deutschland ermittelt werden. Die "Koalition gegen die Straflosigkeit" wird an diesem Mittwoch beim Justizministerium in Berlin gegen rund 50 argentinische Militärs Anzeige wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erstatten.
Bundespräsident Johannes Rau traf aus Anlass des 25. Jahrestages des Militärputsches im Berliner Schloss Bellevue mit Angehörigen der Opfer der argentinischen Diktatur zusammen. Er sicherte ihnen seine Unterstützung zu. "Auf dem Weg zur Demokratie ist die Aufarbeitung der Vergangenheit ein wichtiges Element", sagte Rau.
Friedensnobelpreisträger unterstützt Initiative
Zu den Unterstützern der Initiative, eine Strafverfolgung einzuleiten, zählt auch der argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel. Eine ähnliche Maßnahme hatte 1998 in Spanien zur Verhaftung des chilenischen Ex-Diktators Augusto Pinochet in London geführt.
Während der argentinischen Militärdiktatur sind nach offiziellen Angaben in Argentinien mindestens 9000 Menschen "verschwunden". Menschenrechtsorganisationen gehen aber von mehr als 30.000 Opfern aus. Dazu sollen fast 100 Deutsche und deutschstämmige Argentinier gehören. Die Nürnberger Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit in zwölf Einzelfällen.
"Natürlich möchten wir, dass in Argentinien Recht gesprochen wird. Doch bis zum heutigen Tag ist dies nicht möglich", sagte der argentinische Anwalt Rodolfo Yanzon, der Angehörige der deutschen Opfer in Argentinien vertritt, der dpa in Berlin. Zahlreiche Verbrechen fielen vor Jahren unter die Amnestiegesetze der demokratischen Regierung. (APA/dpa)