Wien - Der börsenotierte Verbund-Konzern wird dieses Jahr unter Umständen nicht an sein vorjähriges Ergebnis anschließen können, sagte Finanz-Vorstand Michael Pistauer am Dienstag in der Verbund-Hauptversammlung. "Es wird ein sehr schwieriges Jahr", verwies Pistauer etwa auf den ab Oktober 2001 völlig liberalisierten Strommarkt, wobei auch alle Haushaltskunden ihren Stromlieferanten frei wählen können. Ab 2002 werde es aber dann steigende EBITs und steigende Cash-flows geben, betonte Pistauer. Preiswettbewerb Auch bisher ist der Preiswettbewerb schon enorm: Die Wiederbeschaffungspreise für Strom seien zuletzt zum Teil sogar höher gewesen als die Abgabepreise für Strom an die Industrie, so der für Handel und Vertrieb zuständige Vorstandsdirektor Johann Sereinig zu den Aktionären: "Die Preis-Talsohle ist aber schon überschritten. In den nächsten Jahren ist eine moderate Erholung realistisch." Im Vorjahr hatte der Verbund - im ersten vollem Jahr Marktöffnung - ihren Stromverkauf kräftig gesteigert und dadurch trotz stark gesunkener Preise ein kleines Umsatzplus von einem Prozent auf 1,300 Mrd. Euro (17,89 Mrd. S) erzielt. Operativ blieb das Ergebnis (EBIT) mit 301 Mill. Euro (4,142 Mrd. S) zwar unter dem Wert von 333 Mill. Euro von 1999. Bereinigt um Sondereffekte wie den Verkauf des tele.ring-Anteils, die das Ergebnis 1999 erhöht hatten, lag der Verbund-Konzern 2000 mit 328 Mill. Euro operativ sogar 2,1 Prozent besser. Der Gewinn nach Ertragsteuern sank auf 89 (99) Mill. Euro, das Konzernergebnis nach Minderheiten betrug 83,5 (82,1) Mill. Euro. Die Aktionäre erhalten für 2000 erneut 1,2 Euro/Aktie an Dividende. Während die Preise im Inland einbrachen, konnte der Verbund im Ausland nicht nur mengenmäßig punkten, sondern dabei im Schnitt auch höhere Erlöse je Kilowattstunde erzielen, wie Sereinig berichtete. Der gesamte Stromabsatz des Verbund (ohne Transit) wuchs 2000 um rund 20 Prozent auf 39.633 (33.004) GWh. Der Absatz im Ausland konnte um 110 Prozent auf 16.093 GWh gesteigert und damit mehr als verdoppelt werden. Damit setzt der Verbund bereits 40 Prozent seines Stroms im Ausland ab. Im Inland sank die Verbund-Stromabgabe im Vorjahr dagegen um 7,1 Prozent auf 23.540 GWh, die Erlöse gaben noch stärker nach. Talsohle durchschritten In Europa fährt ein erheblicher Teil der Kraftwerke - auch bei einer Preiserholung - noch immer Verluste ein, sagte Sereinig. So lägen etwa die Vollkosten aus Steinkohle-Kraftwerken deutlich über den im Schnitt erzielbaren Strompreisen. Allerdings, so Sereinig, sei die "Preis-Talsohle bereits durchschritten" und für die nächsten Jahre "eine moderate Erholung realistisch". (APA)