Auch Autofahrern ohne Mathematikstudium soll es im nächsten Jahr möglich sein, ohne Kopfweh zu tanken. Deshalb hat der Gesetzgeber einige Sonderregelungen für die 3000 Tankstellen in Österreich gemacht: Die Totems, also die von weitem sichtbaren großflächigen Preisschilder, sind von der Doppelpreisauszeichnung befreit. Sonst würden sie vermutlich die Ausmaße einer Kinoleinwand annehmen. Zudem hat die Europreis-Kommission vorgeschlagen, den Tankstellen mehr Zeit als vorgesehen zur Umstellung zu geben. Ab der Jahreswende 2001 sollten die Preisschilder nur mehr anzeigen, wie viel Euro man für den Liter Benzin oder Diesel bezahlt. Die nächtliche Umstellung bedeutet einen zusätzlichen Aufwand. Daher will die Kommission die Frist verlängern. Auch an den Zapfsäulen gibt es Ausnahmen. Hätte der Gesetzgeber neben den Schilling- auch Euro-Rollbalken verlangt, müssten die Tankstellenbetreiber alle Zapfsäulen austauschen. Eine "unverhältnismäßige Belastung" für die Tankstellenbesitzer, sagt das Gesetz. Für diese Ausnahmen muss adäquater Ersatz her. Im "einsehbaren Nahbereich" müssen deutlich sichtbar die Saldierungswährung, der Umrechnungskurs und der Preis für einen Liter Kraftstoff in Schilling und Euro angegeben werden. Außerdem noch eine Liste der Stückelungen von Euro-Noten und -Münzen mit dem jeweiligen Gegenwert. Insgesamt bedeutet das eine Fülle von Informationen, wozu es im Gesetzestext heißt: "Der durchschnittlich aufmerksame Verbraucher muss leicht die geforderten Informationen wahrnehmen können." Das wird vermutlich nur durch große Tafeln möglich werden. Weiters: "Ein einziges Hinweisschild im Kassenbereich der Tankstelle entspricht nicht der Vorschrift." Bleibt zu hoffen, dass der Autofahrer die Zapfsäule im Wald der Taferln dann auch findet.

Eine weitere Veränderung wird es bei den Zählrädern geben. Durch den Euro muss das Komma, der Genauigkeit wegen, um eine Stelle weiter nach rechts verschoben werden. Auf zwei Dezimalstellen gerechnet wäre eine Rundung möglich, die den Liter Treibstoff um bis zu sieben Groschen billiger oder teurer machen würde. Das wiederum hätte klare Auswirkungen auf den Verkehrsfluss, weiß Peter Klemens aus der zuständigen Fachgruppe in der Wirtschaftskammer: "Winzige Veränderungen verursachen sonst einen Stau auf der Straße, weil sich jeder bei der billigeren Tankstelle anstellt." Die Umstellung selbst werde aber keine Probleme bereiten. Bei der OMV sollen die Zählwerke noch in der Silvesternacht adaptiert werden, lautet zumindest der Plan. (Ernst Eichinger, DER STANDARD, Printausgabe 21.3.2001)