Die Slowakei hat, neben Ungarn, am positivsten auf den österreichischen Vorschlag einer "strategischen Partnerschaft" reagiert: Selbstverständlich wolle man gerne teilnehmen, am liebsten wolle man dann gleich das erste Folgetreffen der für 6. Juni in Wien geplanten Regionalkonferenz in Bratislava ausrichten, ließ das slowakische Außenministerium spontan verlauten. In ihrem Bemühen, den Rückstand gegenüber den Nachbarländern Tschechien, Ungarn und Polen bei den EU-Beitrittsbemühungen aufzuholen, begrüßt die slowakische Regierung derzeit jedes noch so vage Kooperationsangebot. Dass man den österreichischen Vorschlag aber unter die besonders vagen Angebote rechnet, wird hinter der höflichen Fassade rasch sichtbar. Denn sobald es nicht mehr nur um Worte, sondern um konkrete Schritte zu einer ernst gemeinten Partnerschaft geht, zeigt sich Wien traditionell taub gegenüber slowakischen Wünschen. In erster Linie geht es den Slowaken um die Erleichterung des freien Personenverkehrs über die Staatsgrenze hinweg. Doch gerade davon will man in Wien nicht viel wissen: Mit der Forderung nach einer siebenjährigen Übergangsfrist für die freie Bewegung von Arbeitskräften hat Österreich gemeinsam mit Deutschland die Rolle des Hardliners in der EU übernommen. Und auf den bei jedem Staatsbesuch vorgetragenen slowakischen Wunsch nach einer Verbesserung der Verkehrsverbindungen zwischen beiden Ländern reagierte die österreichische Politik bisher mit verbalen Versprechungen und realen Planungsaufschüben. Das symbolträchtigste Beispiel, das die Slowakei inzwischen verärgert sogar schon auf EU-Ebene diskutieren ließ: Von slowakischer Seite wurde trotz chronischen staatlichen Geldmangels schon längst eine fertige Autobahn mit großem Zollamt an die österreichische Grenze gebaut. Österreich dagegen will mit der Fortsetzung auf seiner Seite mindestens bis zum Jahr 2006 warten. Das lässt selbst jene slowakischen Politiker an der Ernsthaftigkeit österreichischer Partnerschaftspläne zweifeln, die der Wiener Regierung besonders wohlgesonnen sind, wie den christdemokratischen Außenamtsstaatssekretär Jan Figel: "Kommunikation zwischen den Menschen beiderseits der Grenze braucht natürlich entsprechende Infrastruktur, dazu gehören auch gute Verkehrsverbindungen." Wenn es dagegen um Themen geht, bei denen Österreich aktiver ist, hegen slowakische Politiker ohnehin mehr Befürchtungen als Freude: Erst in der vergangenen Woche eilte eine offizielle Delegation des slowakischen Parlaments nach Prag, um eine gemeinsame tschechisch-slowakische Erklärung gegen befürchtete Forderungen der Österreicher zu vereinbaren: Eine Revision der so genannten Benes-Dekrete ( die die Grundlage für Enteignung und Vertreibung der deutschen Volksgruppe nach dem Zweiten Weltkrieg schufen, Red. ) komme nicht infrage. Der slowakische Delegationsleiter Peter Weiss ließ am Rande der gemeinsamen Erklärung in Prag keinen Zweifel daran, dass der Hintergrund des Zusammenrückens der beiden ehemaligen Schwesterrepubliken in wiederholten Zwischenrufen österreichischer Politiker zu suchen sei. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.3. 2001)