Gesundheitspolitik
Kasse soll kein Spital führen
Sozialminister Haupt attackiert Wiener GKK und Stadtregierung
Wien - Die Wiener Gebietskrankenkasse täte gut daran, sich vom kasseneigenen Hanusch-Spital zu trennen, meinte Sozialminister Herbert Haupt Dienstag am Rande des Ministerrats zum Standard.
Die Führung eines eigenen Spitals sei österreichweit ein Unikum und nicht Aufgabe einer Kasse. Sie übernehme damit Aufgaben der Wiener Stadtverwaltung. Weiters würden in diesem Spital allein 53 Millionen Schilling im Jahr für "Fremdpatienten" (anderer Bundesländer) ausgegeben.
Wie berichtet, hat das Sozialressort einen Bericht über die Wiener Gebietskrankenkasse verfassen lassen. Darin sind deren aktuelle Finanznöte festgehalten. Allerdings wird auch aufgelistet, dass das Kassensanierungspaket die WGKK 99 Millionen Schilling kostet. Das ließ Haupt allerdings gestern nicht gelten: Kleinere Kassen zeigten, dass es weniger Probleme gebe. Man solle sich doch von dort das Know-how holen und die "eigenen Hausaufgaben machen". So habe Wien überdurchschnittlich viele Ambulanzbesuche. Und das sei teurer als Leistungen im niedergelassenen Bereich. Zum Gegenargument - zu kurze Öffnungszeiten in den Arztpraxen - meinte Haupt: Sein Ressort sei gerne bereit, Ärztekammer und Kasse bei einer Reform der Ordinationszeiten zu unterstützen.
Der Minister attackierte auch die Wiener Stadtregierung: Sie spare sich de facto an der Uni-Klinik "Hunderte Millionen" an Forschungsförderungsmitteln, die quasi über den normalen Krankenbehandlungsaufwand von der Kasse bezahlt werden.
Dazu meinte Jan Pazourek, Sprecher der Kasse auf S
TANDARD
-Anfrage: "Es ist absurd, uns das anzulasten." Der klinische Mehraufwand werde auf Ebene der Bundesregierung festgesetzt. Ebenso das Fremdpatientenproblem: Das sei vom Bund nach wie vor nicht gelöst. Außerdem präsentierte er einen Kostenvergleich: Für die Kasse seien die Fallkosten in einer Ambulanz niedriger als beim niedergelassenen Arzt. Der Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse, Franz Bittner, argwöhnte in einer Aussendung sogar, die Regierung bereite die Privatisierung der Krankenversicherung vor. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.3.2001, mon)