Kosovo
Internationale Pressestimmen zu Mazedonien-Krise
"Desaströse NATO-Bilanz"
"tageszeitung" (taz) (Berlin):
"Oberste Richtschnur fast aller nationalen KFOR-Kontingente ist bis heute der Schutz der eigenen Soldaten. Die albanische Guerilla UCK wurde nicht konsequent entwaffnet. Die KFOR ließ zu, dass in den ersten anderthalb Jahren ihres Einsatzes rund 180.000 nichtalbanische Bewohner des Kosovo vertrieben wurden. Wie der deutsche General Klaus Reinhardt bezeugt, wurden potenziell riskante Einsatzbefehle von KFOR-Oberkommandierenden fast immer verweigert - mit Verweis auf anders lautende Weisungen aus den jeweiligen NATO-Hauptstädten. So konnte es geschehen, dass KFOR den Aufbau einer neuen Infrastruktur und Logistik zur Unterstützung und Versorgung albanischer Extremisten in Südserbien und Mazedonien durch die UCK zuließ."
"The Daily Telegraph" (London):
"Dieses kleine Land nahm albanische Flüchtlinge aus dem Kosovo während der 'ethnischen Säuberung' durch Serbien auf und bietet jetzt den NATO-Truppen, die nach dem Luftkrieg von 1999 kamen, logistische Unterstützung. Die NATO hat eine moralische Verpflichtung, die Guerilleros auf der Seite der Grenze zu stoppen, die sie kontrollieren soll. Sie muss Skopje jede militärische Hilfe geben, die man dort auf der eigenen Seite der Grenze braucht."
"The Financial Times" (London):
"Auf lange Sicht liegen die Antworten auf den jüngsten Konflikt in Mazedonien, nicht im Kosovo. Eine wirkliche Volkszählung würde zeigen, dass die Albaner mindestens ein Drittel der Bevölkerung Mazedoniens stellen. Die slawische Mehrheit sollte der albanischen Minderheit den Status einer Teilnation zugestehen, damit diese in das politische und wirtschaftliche Leben voll eingebunden wird. Das sollte durch ein großzügigeres westliches Hilfsprogramm unterstützt werden."
"Svenska Dagbladet" (Stockholm):
"Wenn die Auseinandersetzungen in Mazedonien nicht schnell beendet werden, besteht das Risiko eines sehr langwierigen Konflikts. Dass er das Potenzial einer Ausdehnung auf andere Teile des Balkans in sich birgt, macht es für die EU nicht minder wichtig, kraftvoller einzugreifen als bisher. Eskaliert der Konflikt, können Länder wie Albanien, Bulgarien und Griechenland hineingezogen werden. Ein großer Krieg könnte folgen. Geschichte und das ethnische Mosaik zusammen haben immer noch eine Sprengkraft wie im 19. Jahrhundert."
"Danas" (Belgrad):
"Die Angst Deutschlands und der NATO um die Sicherheit ihrer Truppen ist verständlich, aber die Allianz hätte schon früher wissen müssen, dass der Balkan kein Ferienlager ist, sondern ein Pulverfass, dessen Lunte ständig glimmt... Was aber Besorgnis erregend ist, ist die Tatsache, dass der NATO ein Plan und Methoden fehlen, um sich aus diesem Balkanschlamm herauszuziehen. Und ein offener Waffenkonflikt mit den 'bewaffneten Albanern', wie diese euphemistisch genannt werden, wäre mehr als eine klare Negation derjenigen Politik, auf der die militärische Intervention gegen Jugoslawien und die Entsendung der KFOR ins Kosovo beruhen." (APA)