Wien - "Sesselsägen wäre derzeit wenig hilfreich und war auch im Aufsichtsrat kein Thema. Wenn es dennoch vorgefallen sein sollte, sollte es in Zukunft unterbleiben." Nach einem Monat des Schweigens meldete sich Heinz Sundt, Generaldirektor der Jet2Web Telekom Austria (TA), am Dienstagabend zurück und nahm zu den Gerüchten um seine Ablöse Stellung. "Die Zusammenarbeit im Vorstand ist intakt und unser Verhältnis ist nicht so gestört, dass wir nicht mehr arbeiten können." Im Gegenteil, der Vierervorstand habe sich für heuer "ein sehr herausforderndes Budget ausgesucht", das nun mit voller Kraft umgesetzt werden müsse. Was dabei einzig zähle, seien Sachallianzen. "Es würde mich wundern, wenn ÖIAG-Chef Johannes Ditz von diesem Wertesystem abweicht." Wie berichtet, hat der größte Einzelaktionär der TA, die Industrieholding ÖIAG, in den vergangenen Wochen intensiv, aber erfolglos, an einer Neubesetzung des TA-Vorstands gearbeitet. Miteigentümer Telecom Italia (29,8 Prozent) stimmte dem ÖIAG-Vorschlag, TA-Marketingvorstand Heinz Brasic zu Sundts Nachfolger zu machen und Finanzvorstand Stefano Colombo abzulösen, nicht zu. "Ich denke nicht daran zurückzutreten" Sundt dürfte nun wieder fest im Sattel sitzen. In Anspielung auf Gerüchte, wonach er amtsmüde und krank sei, sagte der TA-General: "Ich denke nicht daran zurückzutreten", denn die Umstrukturierung der TA sei eine Herausforderung für ihn. Nach intensiven Gesprächen mit Aufsichtsratsmitgliedern sei er sicher, dass er das Vertrauen wieder habe. Er stehe zudem voll hinter Heinz Brasic, betonte Sundt. Dieser habe blitzartig Hand angelegt und neue Wege in der Produkt- und Preispolitik eingeschlagen. Was bereits Wirkung zeige, denn die Großkundenabwanderung sei gestoppt und neue Kunden konnten gewonnen worden. Marketing und Vertrieb seien nie die Stärken der TA gewesen, das sei nun anders. Und: "Meinungsvielfalt im Vorstand wirkt sich positiv auf das Unternehmen aus." Heftig zurück weist der TA-Vorstandssprecher die Kritik der Belegschaftsvertreter, dass die Unternehmensleitung bei der Umstrukturierung und beim Abbau von 5000 Mitarbeitern das Chaos herrsche. "Der Personalstand liegt sogar um 250 unter dem Sollstand von Ende Dezember." Aber: Man laufe Gefahr, auf der Motivationssseite Einbußen zu erleben, weil die Verunsicherung, wer in der "Telekom neu" seinen Job behalten würde, naturgemäß groß sei. Den Vorwurf, Mitarbeiter würden in großem Stil hinausgemobbt, sei unhaltbar. Sollte es dennoch Fälle gegeben haben, sei dies verwerflich. (ung, DER STANDARD, Printausgabe )