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Hamburg - Schlechte Nachrichten am laufenden Band lieferten die Ticker der verschiedenen Internetangebote im vorigen Jahr, wenn es um die so genannten Startups und Dotcoms ging. Zwei magische Wörter, die die Kurse der neuen Märkte an den Börsen rasend hatten in die Höhe schnellen lassen. Zum Jahreswechsel hatte sich Ernüchterung breit gemacht. Und was bis dahin nur unter vorgehaltener Hand getuschelt worden war, sprach jetzt jeder offen aus: "Startup- Sterben". Leere Kassen ließen viele Börsenneulinge stöhnen - mit Häme wurden sie von den Internetskeptikern überschüttet. "Ein Großteil der Startups lebte davon, regelmäßig refinanziert zu werden", sagt Bernd Skiera, Professor für E-Commerce am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre der Uni Frankfurt. "Die Geschäftsmodelle sahen vor, dass erst Jahre nach der Gründung schwarze Zahlen geschrieben werden." Nach dem Einsturz der Aktienkurse fänden die Dotcoms aber keine neuen Investoren mehr. Es sei ein Frage der Zeit, wann weiteren Unternehmen das Geld ausgehe. Die Zahl der Internet-Pleiten hat im letzten Viertel des Jahres 2000 deutlich zugenommen. Fast 60 Prozent der weltweit registrierten Schließungen wegen Liquiditätsproblemen von mindestens 210 Dotcom-Firmen im vergangenen Jahr entfielen auf das Schlussquartal. Regional war Kalifornien einer Studie der dortigen Firma Webmergers.com zufolge mit 30 Prozent betroffen. Elf Prozent seien auf Westeuropa entfallen. "Überzogene Erwartungen" "Überzogene Erwartungen" in die Aussichten der neuen Technologien machte der Chef-Anlageberater der Deutschen Bank, Alfred Roelli, als Treibstoff für die rasanten Kursanstiege aus. "Fundamentale Bewertungsmaßstäbe traten angesichts dieser Chancen in den Hintergrund." In dieser überhitzten Lage reichten dann einige Negativnachrichten aus, um die Spekulationsblase zum Platzen zu bringen. Nach Ansicht von E-Commerce-Professor Skiera sind nicht allein die Gründer Schuld am Startup-Sterben. Anleger hätten übertrieben auf Meldungen reagiert, wenn "ein Unternehmen nur viel Geld ausgegeben hat". Existenzgründer seien in den Markt getrieben worden. Darauf hätten die Geber von Risikokapital reagiert. Denen sei durch die einbrechenden Kurse jedoch viel Geld verloren gegangen. "Bei diesen Unternehmen stehen auch die ersten Insolvenzen an." (dpa)