Budapest - In der ungarischen Mitte-Rechts-Regierung ist es zum ersten offenen Konflikt zwischen Ministerpräsident Viktor Orban und seinem Koalitionspartner Jozsef Torgyan, dem Chef der mitregierenden Kleinlandwirtepartei (FKgP), gekommen. Orban lehnte am Mittwoch die Entlassung des PHARE-Ministers Imre Borosss von der Kleinlandwirtepartei ab, die Parteichef Torgyan am Montag verkündet hatte. Torgyan warf seinem bisherigen Parteifreund vor, in seiner Zeit als amtierender Agrarminister "Lobbyismus" für die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften betrieben zu haben. Unter Berufung auf den Koalitionsvertrag hatte Torgyan im Ungarischen Rundfunk erklärt, Orban habe kein "Mitspracherecht" bei der Ernennung bzw. der Abberufung von Ministern der Kleinlandwirtepartei. Dem widersprach nun der Regierungschef. Orban lobte die "guten Leistungen" von Boross, der als Minister ohne Portefeuille für das PHARE-Programme zuständig ist, und beließ ihn im Amt. Orban kündigte zugleich an, er werde es nicht zulassen, dass die internen Streitigkeiten bei den Kleinlandwirten auf die Regierung übergreifen. Nach Ansicht politischer Beobachter bedeutet das Nein Orbans zur Entlassung von Boross eine weitere Schwächung der Position von Torgyan. Der populistische Chef der Kleinlandwirtepartei muss seit Monaten mit wachsendem Widerstand in seiner Partei gegen seinen autoritären Führungsstil kämpfen. Im Jänner musste er als Landwirtschaftsminister zurücktreten. Als Parteichef ist er aufgrund des maßgeschneiderten Status der Kleinlandwirte kaum abwählbar. (APA)