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Jerusalem - Der ehemalige israelische Verkehrsminister Yitzhak Mordechai (56) ist am Mittwoch in einem richtungweisenden Urteil der sexuellen Belästigung zweier Frauen für schuldig befunden worden. Das Gericht in Jerusalem sprach ihn in einem dritten Fall frei. Das Strafmaß soll zu einem späteren Zeitpunkt verkündet werden. Mordechai muss nun mit einer Haftstrafe bis zu sieben Jahren rechnen. Es war das erste Mal, dass ein ranghoher israelischer Politiker wegen sexueller Belästigung verurteilt wurde. Mordechai kündigte sofort nach der Urteilverkündung an, er wolle den Richterspruch anfechten und "bis zum letzten Atemzug kämpfen, um meine Unschuld zu beweisen". Die Staatsanwaltschaft hatte am 25. Mai vergangenen Jahres Anklage gegen ihn erhoben, wenige Tage später legte er sein Amt nieder. Seine Frau hatte sich im Verlauf des Prozesses von ihm scheiden lassen. Drei Frauen hatten Mordechai sexuelle Nötigung vorgeworfen. Eine von ihnen arbeitete in der Armee für den Ex-General, eine andere war Kandidatin für einen Assistenzposten. Im Fall einer früheren Mitarbeiterin im Verkehrsministerium, deren Beschwerde erst die polizeilichen Ermittlungen gegen Mordechai und schließlich auch die Klagen der zwei weiteren Frauen ausgelöst hatten, sprach das Gericht den Ex-Minister frei. In der Urteilsverkündung hieß es, damit folge das Gericht aber keinesfalls der Version Mordechais, der sich als Opfer einer "politisch motivierten Verfolgungskampagne" dargestellt hatte. Die Aussage der Frau sei jedoch zu widersprüchlich gewesen, meinten die Richter. Sie hatte Mordechai beschuldigt, sie massiv sexuell belästigt zu haben. Repräsentantinnen von Frauenorganisationen hoben nach der Urteilsverkündung dennoch den Mut der Frau hervor, sich über ihren Vorgesetzten zu beschweren. Die Abgeordnete Zahava Galon von der links-liberalen Meretz-Partei wertete das Urteil als Signal gegen die "Plage der sexuellen Belästigungen" in der israelischen Gesellschaft. Sie hoffe, Vorgesetzte würden angesichts des bahnbrechenden Urteils künftig vorsichtiger sein. "Die klare Botschaft ist: Frauen sind kein Freiwild." Auch der israelische Gerichtskommentator Moshe Negbi sprach von "einem großen Tag für die Würde der Frauen in Israel". Mordechai war unter dem konservativen Ministerpräsident Benjamin Netanyahu Verteidigungsminister, bis er mit dessen nationalkonservativen Likud-Block brach und eine neue Zentrumspartei gründete. Er galt zeitweilig als aussichtsreicher Kandidat für den Posten des Ministerpräsidenten, verzichtete jedoch vor der Wahl 1999 auf eine Kandidatur, um die Chancen von Ehud Barak zu verbessern. Nach den Wahlen trat er der Koalition Baraks unter Führung desssen Arbeiterpartei bei. (APA/dpa/AP)