Standard: Im vergangenen Sommer stand die Weltwirtschaft so gut da wie noch nie. Was ist inzwischen passiert? Felderer: Es hat in den USA in den Neunzigerjahren eine massive Überinvestition in der Informationstechnologie (IT) gegeben. Es war klar, dass diese hohe Nachfrage abreißen musste, und sie ist auch abgerissen. Das hat zum Verfall der Technologiewerte geführt. Diese Bereinigung der New Economy war notwendig. Die Leute kamen darauf, dass gar so viele IT-Investitionen nicht nötig sind. Gleichzeitig ist das Vertrauen der Konsumenten ständig gesunken, und so kam das Wachstum im vierten Quartal zum Stillstand. Aber seit Februar ist die Mehrzahl der Frühindikatoren wieder aufwärts gerichtet, und auch die Technologiebörsen könnten langsam den Boden erreicht haben. Flexible Märkte wie die amerikanischen können solche Bewegungen relativ rasch verdauen. Der Damm, der nicht brechen darf, ist das Vertrauen der Verbraucher. Und das ist bisher nicht passiert. Standard: Wie wirkt sich die US- Krise auf andere Länder aus? Felderer: Durch den Abschwung in den USA schwächt sich das Wachstum des Welthandels deutlich ab, und das trifft vor allem exportabhängige Länder wie Deutschland und Japan. Japan ist ohnehin in einer katastrophalen Verfassung und wird durch die Schwäche des Welthandels noch mehr getroffen. Auch die Deutschen leiden unter einer schwachen Binnennachfrage und großer Vorsicht der Konsumenten. Standard: Wird Österreich von Deutschland mit hinunter gezogen? Felderer: Nicht im selben Ausmaß, denn der österreichische Konsument kümmert sich weniger um die Weltwirtschaft als der deutsche. Standard: Was wird von der New Economy bleiben? Felderer: Wenn man darunter die Anwendung von IT in der Wirtschaft versteht, dann hat sie schon eingesetzt - durch große Investitionen und etwas höhere Produktivität. Wenn diese Korrektur vorbei ist, wird ein realistisches Bild von der New Economy entstehen: kein Wunderwerk, aber technische Möglichkeiten, die das Leben leichter machen. (DER STANDARD, Printausgabe 22.3.2001)