Linz - Überraschende Entwicklung im Konflikt um die Moschee in Traun in Oberösterreich: Der katholische Pfarrer von Traun, Franz Wild, hat den Moslems sozusagen "Herberge" angeboten. Die islamische Gemeinde kann in den nächsten Monaten ihr Freitagsgebet im Pfarrsaal abhalten. Die Lösung mit einem anderen Gebäude für die Moschee, die sich am Mittwoch noch abzeichnete, ist hingegen gescheitert. Nach wie vor droht der Abbruch jenes Gebäudeteils, das der islamischen Gemeinde "Milli Görüs" bisher als Moschee diente. Die Moslems kündigten daher an, künftig ihr Freitagsgebet unter freiem Himmel abzuhalten. Dazu der Pfarrer Wild: "Das Gebet soll nicht auf der Straße stattfinden müssen, unser Pfarrsaal ist groß genug und kann an den Freitagnachmittagen dafür zur Verfügung gestellt werden". Er sehe darin einen Beitrag, die "verfahrene Situation" zu bereinigen, so der Pfarrer, "ich will damit auch ein Zeichen setzen, dass mit Druck und Gegendruck das Problem nicht zu lösen ist". Bitte nicht "mit Drohungen" zu agieren Er verbinde mit seinem Angebot auch die Hoffnung und die Bitte an die islamische Gemeinde, ebenfalls ihren Beitrag zur Lösung des Problems zu leisten und nicht "mit Drohungen" zu agieren, sagte der Pfarrer. Er habe in der Kürze der Zeit auch keine Gelegenheit gehabt, den Pfarrgemeinderat oder die Katholiken der Pfarre über sein Angebot an die Moslems zu informieren, "ich hoffe aber auf Verständnis", sagte Wild. Der Sprecher der islamischen Gemeinde, Günther Ahmed Rusznak, berichtete auf Anfrage am Donnerstagvormittag, es habe ein Gespräch mit dem Besitzer jenes Hauses in der Urnenhainstraße in Traun gegeben, das als neues Gebäude für die Moschee in Aussicht stand. Der Besitzer habe aber die Vermietung an die islamische Gemeinde abgelehnt, weil er Ärger mit den Anrainern vermeiden wolle, so Rusznak. Was das Angebot des katholischen Pfarrers anlangt, so sei man dafür "dankbar" und man werde es auch gerne annehmen, stellte Rusznak fest. Und auf die Frage, ob es seitens der Moslems Berührungsängste gebe, wenn man das Freitagsgebet im Saal einer katholischen Pfarre abhält, antwortete Rusznak: "Berührungsängste nicht, aber es ist ein unangenehmes Gefühl, auf eine andere Religionsgemeinschaft angewiesen zu sein und keinen eigenen Raum für das Gebet zu haben". (APA)