Salzburg - Die Kulturentwicklung der Mozart-Stadt soll im kommenden Jahrzehnt nicht von Lippenbekenntnissen abhängen, sondern legislativ verankert und finanziell mit Mindestbeträgen abgesichert werden. Das betonten gestern Salzburgs Bürgermeister und Kulturreferent Heinz Schaden (S) und die städtische Kulturverwaltung bei der Vorstellung des "Kulturleitbildes und Kulturentwicklungsplans": eines umfassenden Papiers, das mit siebenstelligem Aufwand von zwei Agenturen binnen Jahresfrist erstellt wurde. Die beabsichtige Festschreibung kulturellen Wachstums auf unterschiedlichsten Ebenen im Stadtrecht sei ein erstmaliger Versuch einer derartigen Verankerung, betonte das Salzburger Stadtoberhaupt. Die Unterstützung lokaler Produktionen sowie die Straffung und Kontrolle von Förderungen seien ebenso Schwerpunkte wie die längst fällige Neuordnung der Finanzierungsschlüssel bei der Repräsentationskultur wie dem Landestheater, so der Tenor der Leitbildverteidiger. Nicht angenehm war den offiziellen "Kulturfürsorgern" die harsche Kritik des Salzburger Kulturstätten-Dachverbandes an der angeblichen Antiquiertheit kultureller Basisvorstellungen sowie dem Mangel an konkret entwickelten Rahmenbedingungen. Entgegen den bereits im Vorfeld laut gewordenen Vorhaltungen konzeptueller Schwammigkeit und hoher "Gemeinplatzhältigkeit" der Kulturwachstumssteuerung sei das vorliegende Meinungskonzentrat der lokalen Kulturträger "ein großer Schritt in die richtige Richtung", befand Salzburgs oberste Kulturverwalterin Ingrid Tröger-Gordon. Dahingestellt musste die wirkliche Verbindlichkeit der angepeilten Ziele bleiben. Ob das Idealbild der Salzburger Kultur vom Sockel springt und lebendig wird, wollte niemand garantieren. Immerhin will Schaden in vielleicht zwei Jahren nach "Überwindung der Talsohle finanziell Gas geben". (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 3. 2001)