Wien - Eine heftige Debatte um das Kindergeld lieferten sich Regierung und Opposition heute, Mittwoch, anlässlich des bevorstehenden EU-Gipfels in Stockholm, bei dem es vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft in Europa auch um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) sagte im Hauptausschuss des Nationalrates, das geplante Kindergeld der Regierung sei ein "gewaltiger Impuls", der "mit Sicherheit eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie" bringe. "Dies werde ich in Stockholm nachhaltig betonen", fügte Schüssel hinzu. Heftige Kritik an dieser Position kam von Abgeordneten von SPÖ und Grünen. Wahlfreiheit für Frauen in Österreich an "forderster Front" "Ich glaube nicht, dass ein anderes der 14 EU-Länder mit einem solchen Gepäck nach Stockholm kommt", betonte Schüssel. Österreich stehe mit diesem geplanten Maßnahmenpaket der ÖVP-FPÖ-Regierung "an vorderster Front in Europa", wenn es um Modelle zur Steigerung der Erwerbsfähigkeit von Frauen gehe. Durch die vorgesehene Zuverdienstgrenze von 200.000 Schilling hätten Mütter "eine echte Wahlfreiheit" zwischen Beruf und Familie. Prammer: Kein Grund zur Freude Demgegenüber betonte SPÖ-Frauensprecherin Barbara Prammer, Österreich sei Schlusslicht in der EU beim Erwerbsanteil von Müttern mit Kleinkindern. "Das wird sich durch die Kinderbetreuungsgeld-Regelung verschärfen", fügte sie hinzu. Prammer forderte einen vollen Rechtsanspruch auf Teilzeitkarenz, damit Mütter während der Kinderbetreuungszeiten "so wenig wie möglich aussteigen aus dem Erwerbsleben". Die Grüne Abgeordnete Eva Lichtenberger kritisierte, die Regierung setze ihre Prioritäten beim EU-Gipfel am Freitag und Samstag auf "ein nicht ausformuliertes Kindergeld". Sie wolle nicht, dass Österreich in Stockholm als "Propagierer für eher überkommene Familienmodelle auftrete". Mit den Stimmen der Regierungsparteien nahm der Hauptausschuss schließlich einen von ÖVP-Klubobmann Andreas Khol und dem außenpolitischen Sprecher der FPÖ, Karl Schweitzer, eingebrachten Antrag an. Darin heißt es, Österreich solle "eine offensive Familienpolitik", das Ziel der Vollbeschäftigung ohne Neuverschuldung sowie eine Reform der Pensions- und Gesundheitssysteme nach heimischem Vorbild, beim EU-Gipfel "in die Evaluierung einbringen".(APA)