Netzpolitik
Internet zunehmend als Kriegsbasis missbraucht
Cyberwar wird Wirklichkeit - Konflikte werden weltweit auch online geführt
Wien - Mehr als hundert Hacker aus
verschiedenen Ländern der Welt haben einen Kampfplan vorbereitet,
das Computernetzwerk von Indonesien, insbesondere Programme von
Regierung, Armee, aber auch von Banken und Finanzinstitutionen
lahmzulegen bzw. mit Viren zu infizieren. Darunter war auch die
Kommunikation des Luftverkehrs. Das war eine Drohung, die der
prominente Friedensnobelpreisträger José Ramos Horta in der
thailändischen Zeitung "The Nation" aussprach. Er forderte die
indonesische Regierung sofort auf, die Terroraktionen gegen die
Bevölkerung von Osttimor einzustellen.
Ziel der Aktion war die Störung, der für den 30. August geplanten
Abstimmung über Selbstverwaltung oder Unabhängigkeit der ehemaligen
portugiesischen Kolonie. Der Bürgerkrieg
in Timor wurde schon einmal im Internet ausgetragen: 1997 hatten
portugiesische Hacker eine WebPage von Indonesien für
Protestschreiben gegen das Vorgehen der indonesischen Regierung
entstellt. Die Indonesier blieben auch nicht untätig und legten für 24
Stunden einen irischen Server lahm, der die virtuelle Top Level Domäne
Osttimors beherbergte.
Der Fall von Osttimor ist aber nicht der einzige und erste Fall des
Krieges im Internet. Die schwelende Fehde zwischen China und Taiwan
führten zu einem regelrechten Wettstreit im Verunstalten von offiziellen
Homepages. Die Volksrepublik China hisste ihre Fahne auf der
Homepage von Taiwan umgekehrt konnten Internet User auf der
Homepage der Volksrepublik die Hymne von Taiwan hören, die ein
Hacker dort installierte. Diese Aktionen dienen in erster Linie der
Propaganda. In einer hochtechnisierten vernetzten Welt können aber
durch Angriffe entscheidende Schaltstellen eines Staates getroffen
werden. Die Angst vor einem "digitalen Pearl Harbor" geht um. Der
CIA-Chef John Deutch warnte schon 1996 vor den Auswirkungen eines
Cyber Krieges: "Attacken auf das Informationssystem, in welcher Form
auch immer, könnten nicht nur unseren Alltag stören, sie gefährden
auch die nationale und wirtschaftliche Sicherheit".
Die Befürchtungen des ehemaligen CIA Chefs sind nicht unbegründet:
1997 initiierte das amerikanische Verteidigungsministerium die
Operation "
Eligible Receiver
": 35
Computerspezialisten wurden aufgefordert die Regierung gezielt zu
attackieren. Innerhalb von nur zwei Wochen gelang es den Hackern in
verschiedene sensible Regierungsnetze einzubrechen. Wäre der Angriff
nicht simuliert, hätten sie die Stromversorgung und sämtliche
Notrufnummern im ganzen Land lahmlegen können.
Regierungen verschiedener Länder haben in der Zwischenzeit erkannt,
welche Möglichkeiten der Kriegsführung im Internet besteht: nach
Informationen des CIA arbeiten Frankreich, Israel, Nordkorea und China
an Kriegsprogrammen im Internet.
Vergleichsweise harmlos sind dabei die Aufrufe oder Messages, die auf
den Homepages von Oppositionsparteien oder Non-Profit
Organisationen zur Wahrung von Menschenrechten stehen. Die
Zapatisten
in Mexiko, eine indianische
Untergrundarmee, die gegen soziale Mißstände in Mexiko ankämpft, gilt
als Paradebeispiel, wie eine isolierte Gruppe weltweite Öffentlichkeit
durch geschickte Nutzung des Web für ihre Ziele mobilisieren kann.
Proteste gegen die Burmesische Militär-Diktatur finden sich auch auf
zwei Homepages
http://Burma.Net/news
und
irakische Nationalkongreß
(INC), der die größte Anti-Saddam Opposition
ist, führt einen Krieg über das Büro in London. Oppositionelle Tibeter führen den
Kampf gegen die Volksrepublik via
http://www.tibet.org
.
CIA sucht Hacker - als Mitarbeiter
Der
CIA
hat jedenfalls auf originelle Art und Weise versucht,
jugendliche Computerspezialisten für sich zu gewinnen: auf der
Webseite wirbt er mit guten Jobs,
bei denen nicht nur besondere Talente im Bereich
Computerwissenschaften gefordert werden, sondern auch
Fremdsprachkenntnisse. (pte/spiegel)