Tetovo/Skopje/Moskau - Nach Ablauf des Ultimatums an die albanischen Rebellen haben die mazedonischen Sicherheitskräfte am Donnerstag eine Offensive im Gebiet um Tetovo gestartet. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen zogen sich die Aufständischen weitgehend kampflos zurück. Die mazedonische Armee habe Waffenlager ausgehoben und Dutzende von "Terroristen" festgenommen, hieß es. Der russische Präsident Wladimir Putin sieht keine Lösung der Krise, solange die albanischen UCK-Rebellen nicht entwaffnet sind. Der Hohe Repräsentant der EU für die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, erklärte am Vormittag in Skopje: "Die Situation verbessert sich". In der mazedonischen Hauptstadt sind die schwedische Außenministerin Anna Lindh, deren Land derzeit den Vorsitz in der EU führt, und ihr belgischer Amtskollege Louis Michel eingetroffen. Wie das staatliche mazedonische Fernsehen meldete, wollen die EU-Politiker in Gesprächen mit der mazedonischen Staatsführung und Vertretern der albanischen Volksgruppe Möglichkeiten zur Beilegung der Krise erörtern. Die mazedonischen Streitkräfte haben am Vormittag mit einem intensiven Beschuss der Hügel um Tetovo begonnen. Regierungssoldaten haben in Tetovo zwei Albaner erschossen. Die Polizei bestätigte, der Zwischenfall sei im Stadtzentrum in der Nähe des Stadions passiert. Zunächst gab es keine Angaben zu den Hintergründen. Bei einem Anschlag auf einen Polizeikontrollpunkt im Dorf Kuckovo, nördlich von Skopje, ist am Donnerstag ein Polizist verletzt worden. Unbekannte Täter hatten den Kontrollpunkt an der Grenze zum Kosovo mit einer Bazooka beschossen. Aus den Kampfgebieten sind bereits 15.000 Menschen geflüchtet, wie das Flüchtlings-Hochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) mitteilte. "Neutralisieren und eliminieren" Ein ranghoher Sicherheitsbeamter sagte, die Rebellen hätten ihre schwarzen Uniformen gegen Zivilkleidung getauscht, um so die Grenze zum Kosovo zu passieren. Staatspräsident Boris Trajkovski hatte in der Nacht ein einseitiges Feuerpause-Angebot der UCK-Rebellen zurückgewiesen und ein härteres Vorgehen angekündigt. Trajkovski erklärte, man werde die Freischärler "neutralisieren und eliminieren". Die schwedische Außenministerin Lindh gab der mazedonischen Regierung im Namen der EU-Ratspräsidentschaft Rückendeckung: "Die Botschaft des Westens ist klar: Die extremistischen Gruppen müssen ihre Waffen niederlegen." Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte die albanischen Rebellenangriffe und forderte die sofortige Einstellung der Kämpfe. Zugleich bekräftigte das höchste UNO-Gremium die territoriale Integrität von Mazedonien und Jugoslawien - eine Botschaft an die albanischen Nationalisten, dass Forderungen nach weiteren Grenzänderungen auf dem Balkan keine internationale Unterstützung haben. In Moskau erklärte Präsident Putin, man könne "schwerlich über die Perspektiven einer Regelung in Mazedonien sprechen, wenn niemand etwas tut für die Entwaffnung der UCK". Er forderte eine "konsolidierte und harte Position der Weltgemeinschaft". "Wenn wir wirklich wollen, dass in dieser Region Frieden und Wohlergehen einkehren, müssen die so genannte 'Kosovo-Befreiungsarmee' entwaffnet und die territoriale Integrität von Jugoslawien und Mazedonien gewährleistet werden", betonte der russische Staatschef. Russland hatte dem Westen in der Vergangenheit mehrfach vorgeworfen, die albanischen Extremisten im Kosovo zu unterstützen.(APA/AP/ITAR-TASS/dpa)