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Foto: Archiv
Wien - Frida Kahlo (1907-1954) war eine faszinierende, eigensinnige, seelisch wie körperlich zerrissene Persönlichkeit und die vielleicht bedeutendste Malerin, die Amerika in diesem Jahrhundert hervorgebracht hat. Im Wiener Schauspielhaus, wo Hans Gratzer als Abschluss seiner Musiktheater-Saison ihr Leben anhand eines 1991 in Philadelphia uraufgeführten Werks nacherzählen wollte, war am Mittwoch Abend bei der Premiere von "Frida" davon nicht viel zu spüren. Zu sehen war eine stark ins Folkloristische gehende Aufführung, bei der insbesondere die wenig akzentuierte, gefühlsbetonte Musik des Texaners Robert Xavier Rodriguez (dargeboten von der Wiener Akademie unter Christoph Hagel) wie eine mexikanische Variante des "Sound of Music" wirkte. Einzig die Objekte, Masken und Kopfbedeckungen der Ausstatterin Garance konnte eine prägnante künstlerische Sprache behaupten. "Love, Sex, Cigarettes und Tequila" Erich Schleyer gibt als Erzähler wichtige biografische Hinweise zu Schlüsselszenen aus Kahlos Leben und liest zwischendurch aus ihren Briefen. Auf der Bühne, auf der englisch gesprochen wird, entwickeln die Figuren selten ein Eigenleben. Dass jene Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt, für Kahlo "Love, Sex, Cigarettes und Tequila" sind, das hätte man gerne sinnlich erfahren. Dass nur ganz wenige Szenen (etwa ein Cocktail bei den "Klassenfeinden" der Rockefellers und Fords) Witz haben, zu atmen beginnen, liegt nicht nur an der Textvorlage. Neben einem stimmig eingesetzten Chor und einigen DarstellerInnen, die mit ihren Masken auch ihre Rollen wechseln, zeigen ausgerechnet die beiden Hauptfiguren Schwächen: Wolfgang Pampel hat als Kahlos Gefährte, der von den Frauen angehimmelte und überaus erfolgreiche Maler Diego Rivera das Charisma eines Petzibären, Helen Schneider überzeugte am ehesten schauspielerisch. Stimmlich war sie überraschender Weise nur selten in der Lage, den Raum zu füllen und mitzureißen. Dass ausgerechnet die Malerin Frida Kahlo, die ihre Zerrissenheit meisterhaft darzustellen verstand ("Man hält mich für eine Surrealistin", heißt es einmal, "das ist nicht richtig. Was ich darstelle ist meine Wirklichkeit"), in dieser musiktheatralischen Porträtskizze zu kurz kommt, ist nicht ihr anzulasten. Das Publikum spendete warmen Applaus für Hans Gratzers letzte Premiere seiner zweiten Schauspielhaus-Ära. Es war wohl niemand im Saal, die/der ihm nicht toi-toi-toi für die Zukunft gewünscht hätte. (APA)