Dass Frauen hierzulande durchschnittlich ein Drittel weniger verdienen als Männer und sich diese Einkommenskluft auch bei den bestens qualifizierten Frauen noch weiter auftut, hängt in erster Linie n i c h t mit dem Kinderkriegen zusammen.Unbestritten ist, dass Kinderkriegen plus zu Hause bleiben den Müttern viel Geld kostet. Ihr Lebenseinkommen schmälert sich beträchtlich und auch in der Pension zahlen sie drauf. Aber der Hauptgrund für die niedrigeren Frauenankommen liegt nicht in der Wiege, sondern ist in der Wirtschaft zu suchen. Es beginnt schon beim Job-Antritt, wo den Frauen durchschnittlich weniger Gehalt angeboten wird und setzt sich im Laufe der Karriere fort. Selbst die sogenannten Karrierefrauen kommen fast nie ans Einkommen ihrer männlichen Kollegen heran. Und oft erbringen Frauen Leistungen, für die sie nicht annähernd bezahlt werden. In manchen Firmen und Branchen müssen Frauen noch immer gegen abenteuerliche Diskriminierungen ankämpfen, wie in Teilen der Medizin, wo angehende Chirurginnen mit unhaltbaren Vorurteilen abgeschreckt werden sollen. Diese firmeninternen Gehaltsnachteile für Frauen sind größer als die kinderbedingten Berufsunterbrechungen. Das müsste auch Sozialminister Herbert Haupt wissen. Denn eine Langzeitstudie seines Ressorts, die allerdings schon vor seinem Amtsantritt publiziert wurde, hat diese Fakten nachgewiesen. Der Verbesserungshebel ist bei den Firmen anzusetzen. Bis auf einige symbolische Taten – wie die durchaus lobenswerte Prämierung der frauen- und familienfreudlichsten Betriebe – gibt es regierungsseitig kaum Anreize oder Versuche, faire Rahmenbedingungen für Frauen zu schaffen, etwa Frauenförderprogramme oder einschlägige Studien.. O ja. Die Leistungen von Frauen wird in den meisten Firmen geschätzt. Nur schlägt sich die Wertschätzung eben nicht in barer Münze nieder. Ändern müssen das wohl die Frauen selbst. Die Zeit ist günstig: Die Wirtschaft braucht Frauen wie einen Bissen Brot. Nicht nur in den neuen Informationsberufen. Nur ja keine Illusionen: Konfliktfrei wird das Ganze nicht ablaufen.