Debatte
Weiber, es isch Zeit
Kommentar von Lydia Ninz
Dass Frauen hierzulande durchschnittlich ein Drittel weniger verdienen
als Männer und sich diese Einkommenskluft auch bei den bestens
qualifizierten Frauen noch weiter auftut, hängt in erster Linie n i c h t mit dem Kinderkriegen zusammen.Unbestritten ist, dass Kinderkriegen plus zu Hause bleiben den Müttern
viel Geld kostet. Ihr Lebenseinkommen schmälert sich beträchtlich und
auch in der Pension zahlen sie drauf. Aber der Hauptgrund für die
niedrigeren Frauenankommen liegt nicht in der Wiege, sondern ist in der
Wirtschaft zu suchen.
Es beginnt schon beim Job-Antritt, wo den Frauen durchschnittlich
weniger Gehalt angeboten wird und setzt sich im Laufe der Karriere
fort. Selbst die sogenannten Karrierefrauen kommen fast nie ans
Einkommen ihrer männlichen Kollegen heran. Und oft erbringen Frauen
Leistungen, für die sie nicht annähernd bezahlt werden. In manchen
Firmen und Branchen müssen Frauen noch immer gegen abenteuerliche
Diskriminierungen ankämpfen, wie in Teilen der Medizin, wo angehende
Chirurginnen mit unhaltbaren Vorurteilen abgeschreckt werden sollen.
Diese firmeninternen Gehaltsnachteile für Frauen sind größer als die
kinderbedingten Berufsunterbrechungen. Das müsste auch Sozialminister
Herbert Haupt wissen. Denn eine Langzeitstudie seines Ressorts, die
allerdings schon vor seinem Amtsantritt publiziert wurde, hat diese
Fakten nachgewiesen.
Der Verbesserungshebel ist bei den Firmen anzusetzen. Bis auf einige
symbolische Taten – wie die durchaus lobenswerte Prämierung der frauen-
und familienfreudlichsten Betriebe – gibt es regierungsseitig kaum
Anreize oder Versuche, faire Rahmenbedingungen für Frauen zu schaffen,
etwa Frauenförderprogramme oder einschlägige Studien..
O ja. Die Leistungen von Frauen wird in den meisten Firmen geschätzt.
Nur schlägt sich die Wertschätzung eben nicht in barer Münze nieder.
Ändern müssen das wohl die Frauen selbst. Die Zeit ist günstig: Die
Wirtschaft braucht Frauen wie einen Bissen Brot. Nicht nur in den neuen
Informationsberufen. Nur ja keine Illusionen: Konfliktfrei wird das
Ganze nicht ablaufen.