Wien - Knalleffekt in der Spitzelcausa: Der im Zuge der Ermittlungen beim Leibwächter des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider, Peter Binder, gefundene Brief könnte doch echt sein: Ein handschriftlicher Vermerk auf der Rückseite des Briefes ist nach Ansicht des Gutachters Univ.Prof. Dr. Christian Grafl vom Institut für Kriminologie an der Uni Wien "wahrscheinlich echt". Übereinstimmungen mit anderen Schriftproben Binders , sind "wahrscheinlich auf einen gemeinsamen Urheber, nämlich Horst Binder, zurückzuführen ". Grafl erklärt, er bezeichne Ergebnisse als "wahrscheinlich erst dann, wenn die hiefür sprechenden Argumente bereits deutlich überwiegen". Andere handschriftliche Vermerke auf beigelegten EKIS-Ausdrucken usw., darunter auch ein längerer handschriftlicher Text ("Da verschiedene Anfragen..."), der ein Konzept für den maschinschriftlichen Brief sein könnte, sind nach Ansicht von Grafl jedoch nicht eindeutig zuzuordnen. Grafls Gutachten ist bereits das zweite, das vom Untersuchungsrichter Stefan Erdei in Auftrag gegeben wurde. Der Erstgutachter Muckenschnabel (83) untersuchte Horst Binders Unterschrift und kam zu dem Schluss, sie sei gefälscht. Richter Erdei bestellte jedoch beim universitären Kriminologen Grafl ein zweites Gutachten, das nun vorliegt. Inzwischen wurde aber von der Staatsanwaltschaft Wien das Verfahren gegen Haider eingestellt. (rau/DER STANDARD; Print-Ausgabe, 23. März 2001)