Moskau - Als Reaktion auf die Ausweisung 50 russischer Diplomaten durch die USA hat Russland am Freitag seinerseits vier US-Diplomaten des Landes verwiesen. Sie seien aufgefordert worden, das Land in "sehr naher Zukunft" zu verlassen, hieß es in einer Erklärung des russischen Außenministeriums. Russlands Außenminister Igor Iwanow hatte die USA zuvor vor einem Rückfall in den Kalten Krieg gewarnt. Nach der Enttarnung eines Mitarbeiters der US-Bundespolizei FBI als russischer Spion hatten die USA am Donnerstag die Ausweisung der russischen Diplomaten angekündigt. Der leitende FBI-Mitarbeiter Robert Hanssen soll 15 Jahre lang für Russland spioniert haben. Er ist in den USA Haft. Der 56-jährige soll sowjetischen und später russischen Agenten mehr als 6.000 Seiten mit hochbrisantem Inhalt zugespielt haben, unter anderem über den Bau eines Tunnels unter die russische Botschaft. Außerdem wird Hanssen vorgeworfen, die Namen von drei KGB-Mitarbeitern preisgegeben zu haben, die für die USA spioniert hatten. Zwei von ihnen wurden hingerichtet. Die Entscheidung über die Ausweisung sei dem US-Geschäftsträger in Moskau, John Ordway, mitgeteilt worden, erklärte das Außenministerium in Moskau. Botschafter James Collins befindet sich derzeit auf einer Besuchsreise in Sibirien. Das Ministerium warf den Ausgewiesenen Handlungen vor, die "mit ihrem diplomatischen Status unvereinbar" seien. Außerdem würden weitere Maßnahmen ergriffen, "um die illegalen Handlungen von US-Vertretern in Russland zu stoppen". Am Donnerstag hatte das US-Außenministerium mitgeteilt, vier russische Diplomaten müssten die USA binnen zehn Tagen verlassen. 46 weitere sollen bis zum 1. Juli ausreisen, hieß es in Regierungskreisen. Zwei russische Diplomaten sind den Angaben zufolge seit der Enttarnung Hanssens im Feburar bereits ausgereist. Auf der Suche nach Undercover-Agenten Der Sprecher von US-Präsident George W. Bush, Ari Fleischer, sagte, die Zahl der Ausweisungen solle von Seiten der USA zeigen, wie viele Spione Russland in den USA in Diensten habe. In Russland dagegen gebe es kein vergleichbares Kontingent von Undercover-Agenten, auch hätten dort keine Amerikaner die russische Spionageabwehr unterwandert. Bush selbst zeigte sich zuversichtlich, dass trotz der Affäre gute Beziehungen zu Russland möglich seien. Nach Einschätzung des französischen Außenministers Hubert Vedrine sieht die derzeitige US-Regierung Russland noch nicht als Partner an. Ihr sei es zuwider, "das Wort Partner zu benutzen, das der frühere Präsident Bill Clinton oft benutzt hat, wenn er von Russland sprach", sagte Vedrine am Freitag dem Radiosender RTL. In der US-Regierung gebe es offensichtlich Kräfte, die für einen härteren Ton und für mehr Misstrauen Moskau gegenüber einträten. Das sei allerdings nicht die Haltung der EU. Russlands KP-Chef Gennadi Sjuganow meinte unterdessen, Russland sollte nicht auf Konfrontationskurs mit den USA gehen. Angesichts der jetzigen Situation sei "besondere Geduld, Gelassenheit und die Verfolgung der eigenen Interessen erforderlich", betonte Sjuganow. Er verwies zudem auf die Bedeutung, "gute Beziehungen zu seinen historischen Verbündeten zu unterhalten". (APA/Reuters/AP/dpa/ITAR-TASS)