London - Tausende oder sogar Zehntausende Briten
werden nach Expertenmeinung in den kommenden Jahren möglicherweise an
der tödlichen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit erkranken. Die
Inkubationszeit könne bis zu 30 Jahre betragen, mehr als bisher
angenommen, sagte Professor John Collinge am Donnerstag. Er ist einer
der führenden Fachleute auf diesem Gebiet. Er habe Premierminister
Tony Blair bereits über die Gefahr informiert. Die Rinderseuche BSE
steht im Verdacht, eine Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
auszulösen.
Übertragbarkeit
Collinge reagierte auf Berichte über fünf Creutzfeldt-Jakob-Fälle
in der Ortschaft Queniborough. Sie ließen neue Schlüsse zu, wie sich
die Krankheit von Rindern auf den Menschen übertrage und wie weit sie
verbreitet sei, sagte Collinge. Es zeige sich, dass es bereits vor
1985 eine Ansteckung mit der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gegeben
haben könne, noch bevor BSE weit verbreitet gewesen sei, sagte
Collinge. Es könne also noch mehr Fälle geben.
Zerlegemethoden
Der Bericht aus Queniborough hatte die Zerlegemethoden örtlicher
Schlachter als möglichen Grund für die Übertragung der Krankheit von
Tieren auf Menschen ausgemacht. Die Schlachter waren mit ihrem
Handwerkszeug offenbar in direkten Kontakt mit Risikomaterialien wie
Hirn und Rückenmark gekommen, obwohl dies seit den siebziger Jahren
nicht mehr üblich war. 1989 hatte die britische Regierung diese
Methode untersagt, drei Jahre nach dem ersten Auftreten eines
BSE-Falles in Großbritannien.
95 Fälle
In Großbritannien gibt es 95 bestätigte oder vermutete Fälle von
Creutzfeldt-Jakob, die das Gehirn zerstört und tödlich endet.
Wissenschafter sind sich aber nicht einig darüber, ob und wie die
Krankheit von Tieren auf den Menschen übertragen wird. Collinge geht
trotz Fortschritten in der Forschung davon aus, dass es noch einige
Jahre dauern wird, bis Heilungsmethoden für die Krankheit gefunden
worden sind. (APA/Reuters)