Ökologie
Temelin ans Netz angeschlossen
Probebetrieb konform mit Melker Abkommen
Prag/Wien/Linz - Nach einer vorübergehenden Reduktion der
Leistung liefert das umstrittene tschechische Atomkraftwerk Temelin
seit Donnerstag, 13.00 Uhr, Strom ans Netz. Nach Angaben eines
Sprechers des Kraftwerks arbeitet der Reaktor derzeit mit einer
Leistung von 250 Megawatt. An den Leitungen und Ventilen werden zur
Überprüfung Messungen vorgenommen.Keine kommerzielle Nutzung
Das österreichische Umweltministerium betonte, die
Stromlieferungen in Temelin erfolgten im Rahmen des Probebetriebs des
AKW. Es gebe derzeit noch keine kommerzielle Nutzung, erklärte der
Sprecher des Ministeriums, Daniel Kapp. Die am Donnerstag erfolgte
Einspeisung von Energie in das Stromnetz befinde sich im Rahmen des
Melker Abkommens, unterstrich Kapp.
Die Regierungschefs Österreichs und Tschechiens, Wolfgang Schüssel
und Milos Zeman, hatten vergangenes Jahr in Melk vereinbart, dass
Temelin einer Umweltverträglichkeitsprüfung unter Aufsicht der EU
unterzogen werde. Damit sollten Bedenken österreichischer Atomgegner
ausgeräumt werden, die in der Vergangenheit die Grenzen zwischen
Österreich und Tschechien wiederholt blockiert hatten. Beide Seiten
erklärten, das Ergebnis der Prüfung von Temelin anzuerkennen.
"Keinen Grund zur Panik" sehen auch die oberösterreichischen
Atomgegner bei den jüngsten Vorgängen in Temelin. "Es handelt sich
dabei immer noch um einen im derzeitigen Probebetrieb normalen
Vorgang, man kann zum Glück in keiner Weise sagen, dass damit im
Kampf gegen Temelin alles gelaufen und vorüber sei", betonte Josef
Pühringer von der Plattform gegen Atomgefahren.
Sieben Tage ununterbrochener Probebetrieb
Es sei logisch, dass im Probebetrieb ab einer bestimmten Phase
auch Strom erzeugt wird, der dann ins Netz geht. Die 250 Megawatt
Generatorleistung entsprechen einem Viertel der Vollkapazität, so
Pühringer. Es soll nun sieben Tage der ununterbrochene Probebetrieb
mit einer permanenten Leistungssteigerung laufen, "die spannende
Frage dabei wird sein, ob die Turbine das durchhält und wie weit es
gelungen ist, die bisherigen Vibrationsprobleme in den Griff zu
bekommen", erklärte Pühringer.
Greenpeace warnt vor Atomstrom in Österreich
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fürchtet hingegen, dass
mit dem Hochfahren des AKW Temelin
auf 250 Megawatt Atomstrom aus Temelin nach Österreich gelange
könnte. Wirtschaftsminister Martin Bartenstein wurde aufgefordert,
die Netzbetreiber anzuweisen, die Stromimporte aus Tschechien
"spätestens ab heute" offenzulegen, forderte Greenpeace. (APA)