Foto: American Museum of Natural History
Washington/London - Von der lange vernachlässigten Abwehrfront gegen Bakterien - deren Resistenzbildung gegen herkömmliche Antibiotika immer bedrohlicher wird - werden gleich zwei neue Strategien gemeldet: Die eine will den Bakterien gentechnisch ihre Resistenz gegen Antibiotika austreiben, die andere setzt eher auf die Weisheit der Natur und mobilisiert gegen Bakterien deren Feinde: Bakteriophagen. Die dringen in Bakterien ein, vermehren sich dort und brechen am Ende die Zellwand ihres Wirts auf, um sich auszubreiten. Dazu verwenden sie ein Enzym, das US-Forscher nun bei bestimmten Streptokokken getestet haben. In kürzester Frist - fünf Sekunden - zerstört das Enzym die Bakterienwände auch von außen. Und die neue Waffe ist nicht nur schnell, sie ist auch hoch spezifisch: Jede Bakterienart hat eigene Parasiten, weshalb - anders als bei herkömmlichen Antibiotika - nur die angezielten Bakterien getötet werden und nützliche unbehelligt bleiben. Weniger praxisnah ist der zweite Ansatz, der gentechnisch jene Gene blockiert - mit komplementären Genstücken: "Antisense" -, mit denen Bakterien gegen Antibiotika resistent sind. Das funktioniert zwar in der Petrischale, aber wie es im menschlichen Körper funktionieren soll, ist ungeklärt. (jl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. 3. 2001)