Leipzig - Die meisten Deutschen surfen lieber im Internet als sich der Lektüre guter Bücher zu widmen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Leseverhalten in Deutschland im neuen Jahrtausend" der Stiftung Lesen, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und des Spiegel-Verlags, die am Donnerstag auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt wurde. Eine kleine Gruppe nimmt sich danach mehr Zeit für die Buchlektüre, der Großteil der Bevölkerung greift jedoch weniger auf Bücher zurück, liest oberflächlicher und bricht die Lektüre schnell ab, wenn sie nicht den Erwartungen entspricht. Im Unterschied zur Belletristik sind Sach- und Fachbücher in der Gunst der Leser gestiegen. Besonders beliebt sind aber beruflich wie privat das Internet und die CD-Rom. "Die Informationsgesellschaft, von der immer die Rede ist, spiegelt sich im Leseverhalten wieder", sagte Bodo Franzmann von der Stiftung Lesen. Während 1992 lediglich 31 Prozent der Bevölkerung zu Weiterbildungsliteratur griffen, waren es 2000 schon 41 Prozent. Insgesamt wenden sich heute nur noch sechs Prozent der Bundesbürger täglich einem Buch zu. Vor acht Jahren waren es noch 16 Prozent. Von den 2530 Befragten über 14 Jahren lesen inzwischen 45 Prozent kaum noch oder nur wenig. Zudem verstärkt sich der Trend, Texte nicht aufmerksam zu Ende zu lesen, sondern nur zu überfliegen. In den neuen Bundesländern wird etwas mehr gelesen als im Westen. "Die Schere zwischen denen, die viel lesen, und denen, die nicht oder kaum lesen, öffnet sich weiter", erklärte Franzmann. Zu den Viellesern gehören vor allem Frauen, überwiegend mit Abitur oder Hochschulausbildung. Die Nutzung von Bibliotheken ist in ganz Deutschland deutlich zurückgegangen, im Osten von 46 auf 34 Prozent, im Westen von 34 auf 26 Prozent. Einen Grund für das schwindende Bücherinteresse sieht der Experte im abnehmenden Einfluss der Familie auf das Leseverhalten der jungen Generation. Außerdem habe die Konkurrenz durch andere Freizeitaktivitäten zugenommen. Der Wettbewerb zwischen elektronischen und Printmedien habe sich verstärkt. (APA/dpa)