Medien
"Mediaprint Druck-Zentrum" entsteht in Kärnten
Steirischer VP-Landesrat Paierl überlegt "Anzeige bei Wettbewerbsbehörde"
Das Ringen zwischen der Steiermark und Kärnten um den Standort des neuen "Mediaprint Druckzentrums" ist entschieden: Diese modernste Druckerei ihrer Art in Österreich wird in St. Andrä im Kärntner Lavanttal errichtet. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf rund 800 Mill. S (58,1 Mill. Euro), 148 Voll- und rund 20 Teilarbeitsplätze sind garantiert. Neben "Krone" wird auch Druck von "KTZ" und Teilen des "Kurier" angepeilt
Wie Mediaprint-Geschäftsführer Hansjörg Fondermann anlässlich der Vertragsunterzeichnung am Freitag in der Lavanttaler Bezirksstadt Wolfsberg bekanntgab, soll das neue Druckzentrum spätestens im Juli kommenden Jahres seinen Betrieb aufnehmen. Ab diesem Zeitpunkt werden die "Krone"-Ausgaben für die Steiermark und Kärnten somit nicht mehr wie bisher in der Leykam-Druckerei, sondern am neuen Kärntner Standort produziert werden. In weiterer Folge sei laut Fondermann geplant, auch die "Kärntner Tageszeitung" ("KTZ") und Teile des "Kurier" in St. Andrä zu drucken.
Der steirische VP-Wirtschafts- und Finanzlandesrat Herbert Paierl reagierte eigenen Angaben zufolge "überrascht" über die Entscheidung der Mediaprint, ihr Druckzentrum in Kärnten zu errichten: Man habe der Mediaprint die gleichen Landesfördermittel wie Kärnten zugesagt. Er vermute, dass das Land Kärnten den obligatorischen Bundesanteil von 50 Prozent übernommen habe und "versucht, damit die Steiermark auf unfaire Weise auszubremsen". "Wir überlegen, diese Vorgangsweise auch vor der Wettbewerbsbehörde in Brüssel anzuzeigen", so Paierl wörtlich. Leykam-Vorstandssprecher Alfred Annawitt nannte die Entscheidung "bedauerlich" und machte seinerseits Landesrat Paierl Vorwürfe.
"Unfaires und nicht akzeptables Spiel"
"Es überrascht mich, dass mein Kärntner Kollege (Finanzlandesrat Karl Pfeifenberger, FPÖ, Anm.) nun behauptet, Bundesmittel zu lukrieren. Für diese Industriesparte ist eine Förderung durch Bundesmittel nach verbindlicher Auskunft der dafür zuständigen Stellen nicht zulässig", argumentierte der steirische Finanzlandesrat. Dass "anscheinend" das Land Kärnten den Bundesanteil übernommen habe, sei "ein unfaires und nicht akzeptables Spiel", so Paierl wörtlich. Kärnten würde damit erstmals und mit noch unabsehbaren Folgen eine Bundesmitwirkung in den Ländern unterlaufen. Dies hätte "unabsehbare Wirkung für andere Bund-Land-Förderungen".
Eine andere Sicht der Dinge vertrat der Vorstandssprecher der Leykam Medien AG, die derzeit die "Kronen Zeitung"-Ausgaben für die Steiermark und Kärnten druckt. Alfred Annawitt: Die Förderungszusage des Landes Kärnten "konnte trotz der Zielsetzung der Mediaprint, die Produktion der 'Krone' in der Steiermark zu halten, vom Land, namentlich von Landes-Finanzreferenten Paierl, nicht zustande gebracht werden. Das hat einen Verlust von rund 50 Arbeitsplätzen zufolge.
Leykam in Graz zufolge und einen Umsatzentfall von rund 75 Mill. S (5,45 Mill. Euro) pro Jahr. Dazu kommen weitere Arbeitsplatzverluste im Bereich Expedit und Logistik der Mediaprint in Graz", so Annawitt.
Er betonte, dass "in Anbetracht der Größe des Leykam-Medien-Konzerns" (Jahresumsatz 1,6 Mrd. S, 700 Beschäftigte), "dieser Auftragsverlust zwar bedauerlich ist, aber keine größeren wirtschaftlichen Probleme nach sich ziehen wird". Der Druckvertrag mit der Mediaprint für die "Krone" Steiermark und Kärnten läuft noch bis 2002, so dass "ausreichend Zeit für betriebswirtschaftliche Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der derzeitigen Ertragssituation bleibt", so Annawitt. (APA)