Wien - Sechs Flugzeugmodelle stehen für die Nachfolge des weit über die geplante Lebensdauer betriebenen Saab-Draken beim österreichischen Bundesheer zur Auswahl - aber nur für zwei davon gibt es bisher förmlich unterbreitete Herstellerinformationen. Dem Vernehmen nach gibt es außer vom schwedisch-britischen Saab-BAE-Konsortium (JAS 39 "Gripen") bisher nur ein Angebot über den von Lockheed-Martin entwickelten und weltweit eingeführten F-16 "Fighting Falcon".

Entscheiden wird nicht nur die militärische Tauglichkeit des Geräts in Österreichs gebirgiger Landschaft, sondern auch der Preis. Der Systempreis, den das Bundesheer für 24 einsitzige und sechs zweisitzige Flugzeuge zu zahlen bereit ist, dürfte bei rund 20 Milliarden Schilling liegen - sowohl die amerikanische F-18 "Hornet" als auch der Eurofighter "Typhoon" sind deutlich teurer. Ein Angebot für die französische Mirage-2000 von Dassault fehlt; eines für die russische MiG-29 "Fulcrum" gilt als unerwünscht.

Die schwedisch-britische Saab-BAE-Gruppe versucht jedenfalls, ihr Angebot mit wirtschaftlichen Argumenten schmackhaft zu machen: Der Gripen sei nicht nur das neueste Flugzeug auf dem Markt, sondern könnte sich für Österreich aufgrund der bewährten Kooperation auch wirtschaftlich rechnen. Jonathan Wills von BAE: "Man kauft ein neues Kampfflugzeug, um es 30 Jahre zu betreiben - aber ab dem 15. Jahr macht es Profit."

Denn den für den Kauf aufzubringenden Milliardenbeträgen stünden volkswirtschaftliche Effekte gegenüber, die sich vor allem im Hochtechnologiebereich auswirken: In dem Paket von Kooperationsvorschlägen, das Saab-BAE bereits geschnürt haben, ist etwa ein in Ranshofen von Alulight entwickelter Aluminiumschaum mit besonders guten Vibrationseigenschaften bei gleichzeitig minimalem Gewicht. Internationale Partnerschaften wie sie Saab-BAE anbieten, könnten das Material zum integrierten Bestandteil neuer Produktentwicklungen machen.

Johan Eliasson von Saab rechnet vor, dass schon 1985, beim Kauf des Draken, eine 1,3fache Kompensation (das waren damals 3,14 Milliarden Schilling) in zehn Jahren vereinbart wurde - "nach acht Jahren haben wir aufgehört zu rechnen, denn es war schon übererfüllt".

Beim Draken-Nachfolger geht es zwar um wesentlich höhere Beträge, doch würde sich das neue Flugzeug quasi "von selber bezahlen", wenn man sich auf eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts bezieht, das die Saab-Offsetprojekte bewertet hat. Demnach würde eine Milliarde Schilling, die durch Gegengeschäfte investiert wird, allein 460 Mio. Schilling Steueraufkommen induzieren, zudem 210 Mio. Schilling an Sozialversicherungsbeiträgen einbringen und 1366 Arbeitsplätze im Hochtechnologiebereich schaffen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe 24./25.3.2001)