Der rasante technologische Fortschritt erfordert kluge Geschäfts- und Personalstrategien. Die Abstürze an den Technologie-Börsen erschweren diese Aufgabe, weiß Thomas Hintze, Geschäftsführer von Telekabel: "Wenn sich der Aktienkurs innerhalb von neun Monaten auf ein Siebtel reduziert, darf man nicht glauben, dass sich da in einem Unternehmen nichts abspielt - da verlieren auch Leute ihren Job dabei", bedauert er.

Hintze begann bereits im Oktober bei den Beratern einzusparen: "Consulter sind eine teure Lösung, deshalb haben wir jetzt in eigenes Know-how investiert." Anfangs seien sie wichtig gewesen, um schnell am Markt zu sein. Nun komme die Phase der "Execution" - das erfordere einen anderen Mitarbeitertyp: "Wir brauchen jetzt Leute, die dort arbeiten, wo es weh tut. Vor allem solche, die die tägliche Knochenarbeit an den Kundenschnittstellen verrichten. Die Einbrüche in der New Economy verunsichern sowohl Unternehmer als auch Mitarbeiter und haben zu einem Umdenken geführt. So dürfte auch der Outsourcing-Boom seinen Zenit erreicht haben, denn die Manager betrachten nun das Auslagern zunehmend kritischer. Das Tochterunternehmen der Energie-Allianz e&i-EDV etwa setzt auf einen hohen Standard an eigenem Know-how.. Geschäftsführer Wolfgang Buchner: "Wenn ich permanent auf Externe angewiesen bin, die ich noch dazu sehr teuer einkaufen muss, dann ist das von der Kostenseite und der Verfügbarkeit her nicht mehr tragbar. Da habe ich nicht wirklich die Chance, so reaktiv zu sein, wie mein Kunde es erwartet."

Die EDV sei nun einmal das "Skelett eines Unternehmens": "Wenn ich da nicht die richtigen Knochen bereitstellen kann, dann beginnt es zu hinken." Auch Bull-Geschäftsführer Alfred Pufitsch schließt sich der Outsourcing-Kritik an, weil "beim Kunden der kompetente Ansprechpartner verloren geht". Und Nikolaus Ondracek vom Softwareunternehmen Paradine meint: "Auslagern macht nur Sinn, wenn eine neue Technologie oder ein neues Produkt auf den Markt kommen. Da kauft man für kurze Zeit Know-how ein, um dann die Kompetenz der Mitarbeiter aufzubauen."

Anreiz Firmenkultur

Einig sind sich alle darüber, dass die Motivation der Mitarbeiter nur durch eine attraktive Firmenkultur zu halten sei. Bull-Manager Pufitsch legt Wert darauf, dass die Aufgabenfelder der Mitarbeiter "halbwegs definiert werden": "Ich sage halbwegs, weil sich die Aufgabenfelder relativ schnell verändern. Leadership leben im Unternehmen ist die Devise, nicht knechten und anketten." Wichtig sei auch, entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten zu bieten und gemeinsam einen Entwicklungspfad zu erarbeiten. "Voraussetzung ist immer, dass der Mitarbeiter lernwillig ist."

Bei e & i werden alle zwei Monate dutzendweise neue Mitarbeiter eingestellt, um die wachsenden Anforderungen der neuen Technologien zu bewältigen. Buchner möchte diese neue Herausforderung meistern, indem er einen interessanten und abwechslungsreichen Job bietet: "Das ist die beste Mitarbeiterbindung." Perspektiven, die ein Job bieten kann, motivierten die Mitarbeiter: "Ein Dienstauto als Extra ist nicht so wichtig. Das ist nur eine Facette, aber nicht der Schlüssel zur Mitarbeitermotivation."

Paradine-Vorstand Ondracek sieht ein faires Gehalt und genügend Freiräume als Voraussetzungen für qualifiziertes Personal. "Glückliche Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg, denn sie leisten tendenziell mehr und sind nicht so preiskritisch", ist er überzeugt. "Wer nur für Geld kommt, geht auch wieder für Geld." Und: "Die Mitarbeiter müssen sich wohl fühlen - das ist der springende Punkt!"