Der Name der Website ist Programm: "whowantstobeamoviestar" verspricht jedem, der schon immer von Hollywood träumte, den Beginn einer großen Filmkarriere. Bei dem Anbieter braucht es nur das nötige Kleingeld, um die Traumrolle im Internet zu ersteigern. Den Hauptpart in dem Streifen "Saving Hal" ("Rettet Hal") ließ sich das ehemalige Mannequin Delicia Lanza 50.000 Dollar kosten, das sind mehr als 770.000 Schilling. Amateure mit Starambitionen Für solche stolzen Preise erhielten die Amateure mit Starambitionen immerhin zunächst eine Woche Schauspielunterricht. Im Jänner fiel die erste Klappe. Die Macher, durchaus Profis mit Erfahrung, betrachten den derzeit entstehenden Film als kreative Herausforderung. Ihr Werk soll regulär in die Kinos kommen und später auch als Video vertrieben werden. 27 Rollen versteigert "Wenn Sie von der Chance geträumt haben, die Hauptrolle in einem Film zu spielen, der von einem Millionenpublikum gesehen werden kann - hier ist die Gelegenheit, auf die Sie gewartet haben", warb das Filmteam im Internet. Und die Gelegenheit wollten sich viele nicht entgehen lassen: Insgesamt wurden 27 Rollen, vom Hauptdarsteller bis zum Komparsen, versteigert. Die online-Auktion brachte gut die Hälfte des Drehbudgets von einer Million Dollar ein (rund zwei Millionen Mark). Eine kleine juristische Klippe musste dabei noch umschifft werden. Das kalifornische Gesetz verbietet nämlich, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter für den eigenen Job zahlen lassen. So steigerten nicht die potenziellen Filmstars selbst mit, sondern Verwandte oder sonstige Sponsoren. Für die Nebenrolle der 18-jährigen Janine Antkowiak berappten beispielsweise ihre Eltern rund 700.000 Schilling. Das Experiment ging noch einen Schritt weiter ... Erst in Gesprächen mit den Schauspielern nahmen Geschichte und Figuren des Films allmählich Gestalt an. Gemäß den persönlichen Wünschen wurde die jeweilige Rolle auf Maß zugeschnitten. So ist es kein Zufall, dass der Film die Geschichte einer früheren Eiskunstläuferin erzählt, die von der Eröffnung ihrer eigenen Eislaufbahn träumt - auch Mannequin Lanza drehte einst Pirouetten auf dem Eis. Und die im Film vorkommende Studentin hat ebenso wie das Fotomodell aus Chicago und der Schriftsteller aus dem Bundesstaat Maryland ihr Abbild in der Wirklichkeit. Fehlte nur noch der letzte mimische Schliff, für den in Hollywood ansässige Schauspiellehrer angeheuert wurden. Nach nur einer Woche Crashkurs konnten die Dreharbeiten beginnen. Regisseur Tony Markes ist kein Neuling im Geschäft. Vor allem sein Film "Welcome to Hollywood" mit US-Star John Travolta machte ihn im Milieu des unabhängigen Kinos bekannt. Markes ist überzeugt, dass sein neuester Streifen nicht nur voll im Trend des so genannten Reality-Fernsehens liegt: "Das Projekt stellt eine einzigartige künstlerische Herausforderung dar." Und in Anspielung an Andy Warhols Aussage, dass jeder Mensch 15 Minuten seines Lebens berühmt ist, verspricht der Regisseur weit mehr: "Wir machen 90 Minuten daraus und garantieren, dass der Film in die Kinos kommt." Trotz der ungewöhnlichen Machart ist für die Premiere von "Saving Hal" eine Galafeier geplant - ganz nach Art des großen Hollywood-Kinos. Die Produzenten träumen von noch höheren Weihen der Filmkunst: Für sie wäre es das Größte, am nächsten Festival von Cannes teilzunehmen. (APA)