Bild nicht mehr verfügbar.

Symbolfoto

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer
Berlin - Der Bremer Politikwissenschaftler Klaus von Münchhausen hat wegen der sich verzögernden Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter schwere Vorwürfe gegen die amerikanischen Anwälte erhoben. Sie missbrauchten die alten Menschen für ihren eigenen Profit, sagte von Münchhausen. "Ich betrachte diese amerikanischen Rechtsanwälte als die Trittbrettfahrer der deutsch-jüdischen Tragödie. Es ist moralisch und ethisch nicht zu verantworten, dass jetzt schon seit Oktober 1998 Verhandlungen geführt werden, deren Ende nicht abzusehen ist", kritisierte von Münchhausen, der nach eigenen Angaben rund 4.000 ehemalige Zwangsarbeiter vertritt. Die Entschädigung kommt wegen ungeklärter Rechtsfälle in den USA nicht voran. Zu zusätzlichen Komplikationen trägt bei, dass es nicht nur um die Entschädigung von Zwangsarbeitern geht, sondern auch um die Folgen der so genannten Arisierung jüdischen Vermögens, in die deutsche Banken verwickelt waren. Die auf Entschädigung wartenden Nazi-Opfer reagierten "nur noch voller Unverständnis und auch mit einem großen Zorn auf die amerikanischen Rechtsanwälte", sagte von Münchhausen. Für sie sei es völlig widersinnig, dass sich die US-Anwälte "ja nur zum eigen Nutz und Frommen" einschalteten. Die Zwangsarbeiter, die er vertrete, seien im Schnitt 82 Jahre alt. "Diese Leute sind auch manipulierbar." Wenn ein Rechtsanwalt nochmals großes Geld verspreche, dann glaubten sie das. Nach seinem Eindruck seien inzwischen viele ehemalige Zwangsarbeiter furchtbar resigniert. Im Frühjahr vergangenen Jahres habe der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder die ersten Zahlungen für den 1. September 1999 angekündigt. "Seit zwei Jahren werden die alten Leute immer wieder vertröstet." Alle Versprechungen seien bisher nicht eingehalten worden. "Ein klares Nein ist für die Leute besser als ein Ja, das eine Lüge ist." (APA/dpa)