Buenos Aires - Mit Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen haben die Argentinier der Opfer des Militärputsches vor 25 Jahren gedacht. Bei der zentralen Veranstaltung in Buenos Aires marschierten am Samstag nach Schätzungen der Veranstalter rund 100.000 Menschen vom Parlament zur Plaza de Mayo neben dem Regierungssitz, wo Mütter seit 24 Jahren jeden Donnerstag Mahnwachen für ihre während der Diktatur verschwundenen Kinder halten. Die Mütter der Plaza de Mayo forderten die Aufklärung der Schicksale von 30.000 Menschen während der Militärherrschaft von Jorge Videla, der sich am 24. März 1976 an die Macht geputscht hatte. In einer Fernsehansprache nannte Präsident Fernando de la Rua den Staatsstreich "eine unglückliche Tatsache in der Geschichte des modernen Argentinien". Auf der Plaza de Mayo kritisierte die gleichnamige Menschenrechtsorganisation scharf die Regierung de la Rua, die mit ihren "kriminellen" Sparplänen einen "wirtschaftlichen Völkermord" betreibe. In einer Telefonansprache richtete sich überraschend der mexikanische Zapatisten-Chef "Subcomandante Marcos" an die auf dem zentralen Platz der Hauptstadt versammelten Menschen. "Wer die Erinnerung bewahrt, bewahrt das Leben", sagte der Chef der Rebellenorganisation EZLN. Die Mütter der Plaza de Mayo warfen der Regierung vor, die Verantwortlichen der damaligen Militärjunta angesichts von 30.000 unaufgeklärten Diktatur-Schicksalen weiter straflos davonkommen zu lassen. "Nicht wiederholen" Auch vor der berüchtigen "Marinetechnik-Schule", einem Straflager für Dissidenten während der Diktatur von 1976 bis 1983, gedachten zahlreiche Menschen der rund 5.000 dort getöteten und gefolterten Menschen. In einem Stadion harrten 30.000 Menschen trotz strömenden Regens bis zum frühen Morgen aus. Bei einem Konzert zu Gunsten der Mütter der Plaza de Mayo traten dort Künstler aus Argentinien, Uruguay, Kuba und Spanien auf. De la Rua betonte, weder der Irrtum noch der Schmerz der Diktatur-Jahre dürften sich wiederholen. Ein Vierteljahrhundert nach dem Staatsstreich bekräftige das Land seine "Ablehnung dieser schmerzvollen Unterbrechung der verfassungsmäßigen Ordnung". Während der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 wurden insgesamt 30.000 Menschen getötet oder verschwanden spurlos. Im März 1976 hatte die Armee unter Führung von Jorge Videla in einem Putsch die Macht an sich gerissen. 1985 wurde er in einem historischen Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Fünf Jahre später profitierte Videla jedoch von einer Amnestieregelung unter der Regierung von Carlos Menem. 1998 wurde der heute 75-Jährige wegen des Verdachts der Kindesentführung verhaftet und steht seitdem unter Hausarrest. Vor knapp drei Wochen - ein Vierteljahrhundert nach dem Putsch - hob ein Bundesrichter die Amnestie für Armeeverbrechen während der Diktatur auf.