London/Wien- Heftig kritisiert haben britische Forscher in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature den ökologischen Landbau. Die Forscher Matt Ridley und Anthony Tewavas attackieren den Öko-Landbau: Dieser sei nicht umweltfreundlicher als konventionelle Methoden, er sei nicht effektiv und wäre für den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche verantwortlich. Tewavas kritisierte in seinem Artikel insbesondere die Düngung der Böden mit Kompost: diese Methode verunreinige das Grundwasser ebenso wie synthetische Düngemittel. Dies sei definitiv unrichtig, meinte der Wissenschaftler Harald Bolhar-Nordenkampf vom Institut für Ökologie und Naturschutz der Universität Wien . Es sei nachgewiesen, dass der Öko-Landbau, der im Vergleich zur herkömmlichen Landwirtschaft auf den Einsatz von Agro-Chemikalien verzichtet, eine Verringerung der Umweltbelastung bringe. "Effektiver Öko-Landbau muss allerdings gelernt sein", betont der Experte. Beim Aufbringen von Kompost auf einen Acker müsse der Landwirt darauf achten, dass der Stickstoff im Boden zu behalten sei. Es sei dennoch bewiesen, dass der Nitrat-Gehalt in Gebieten mit Öko-Landbau deutlich niedriger sei als in Gegenden, wo intensiv mit herkömmlichen Mitteln gearbeitet werde. Das Argument, dass auch im Öko-Landbau Methan frei werde, bezeichnet der Wissenschaftler als trivial. "Im britischen Artikel wird auch behauptet, dass der Ausstoß von Stickoxiden im Biolandbau höher sei. Das ist schlichtweg falsch", so Bolhar-Nordenkampf. Viehtransport als Ursache Matt Ridley schreibt in seinem Kommentar, dass die Maul- und Klauenseuche von einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb ausgegangen sei, der keine gefertigten Futtermittel verwendet habe. Somit seien moderne landwirtschaftliche Methoden am Ausbruch der Seuche bestimmt nicht schuld. Bolar-Nordenkampf dazu. "Der Ausbruch der MKS ist mit 99prozentiger Sicherheit nicht auf die verwendeten Futtermittel zurückzuführen." Der Grund für den Ausbruch liege vielmehr im Viehtransport über viele Länder und Kontinente. Es sei natürlich tragisch, dass der Erreger der Seuche diesmal besonders virulent sei. Im Artikel von Nature wird auch behauptet, dass die Kosten für den ökologische Landbau viel zu hoch seien. "Das stimmt nicht, wenn die Voraussetzungen wie das technische Beherrschen der Methodik und das effektive Bekämpfen von Unkraut und Schädlingen funktioniert, dann rechnet sich Biolandbau sehr wohl. Darüber hinaus muss auch die Umwegrentabilität der Kostenersparnis bei Nitrat-belastetetem Grundwasser berechnet werden, da liegen die Vorteile eindeutig beim Öko-Landbau", so der Experte. Es sei auch zu beachten, dass der Biolandbau eine gewisse Betriebsgröße erforderlich macht, da die Fruchtfolge weit gestellt sein muss. Das gelte allerdings nicht für den Anbau von Feldgemüse. (pte)