Mensch
Der Mythos von der Midlife-Crisis
Soziologin: Oft ist es in Wirklichkeit nur ganz banaler Stress
Ithaca/New York - Ein Viertel der über
35-jährigen US-Amerikaner glaubt, dass sie Opfer der Midlife-Crisis seien.
Das sagt eine Studie, die von der Soziologin Elaine Wethington von der
Cornell University
im Fachjournal "Motivation and Emotion" veröffentlicht wurde. Allerdings leidet lediglich ein Achtel aller
Patienten tatsächlich unter der Midlife-crisis, bei den anderen sind eher
stressige Lebensereignisse für die gedämpfte Stimmung verantwortlich.
Wethington stellte bei ihren Untersuchungen mit 724 Probanden im Alter
zwischen 28 und 78 Jahren außerdem fest, dass Frauen sich, entgegen der
landläufigen Meinung, genauso oft wie Männer von dieser die mittleren
Lebensjahre kennzeichnenden Existenzkrise belastet sehen. Die Forscherin
definierte "Midlife Crisis" als einen Aufruhr in Persönlichkeits- und individuellen
Bewältigungsstrukturen, der im Alter von 39 bis 50 Jahren durch die Angst
vor dem Älterwerden motiviert ist.
Die meisten Untersuchungspersonen, die von einer Existenzkrise betroffen zu
sein glaubten, beschrieben indes eher stressige Lebensereignisse im Alter vor
39 oder nach 50 Jahren als diesen typischen inneren Aufruhr. In der Vielzahl
waren Stress-Auslöser zum Beispiel die Arbeitsplatz-Unsicherheit und die
Angst vor lebensbedrohlichen Krankheiten. Diese seien aber, so die
Forscherin, nicht zwangsweise mit dem Alter verknüpft. Nur ein Fünftel gab
als Grund das Bewusstsein an, älter zu werden. Noch wenigere verknüpften
es mit der Angst vor dem Tod.
"Unsere Studien entlarven die Midlife Crisis als eine unausweichliche, fast
universale Erfahrung seelischen Aufruhrs in den 40ern - oder auch sonst."
Den Grund dafür, dass der Begriff Midlife Crisis so überstrapaziert wird, sehen
die Forscher in einem eher banalen Wunsch: "Viele Menschen nutzen diese
so genannte Krise als Instrument dafür, ihrem Leben Bedeutung
einzuhauchen," so Wethington.(pte)