Bertelsmann Buch-Chef Frank Wössner rechnet mit einer stärkeren Konzentrationsbewegung in der deutschen Verlagslandschaft. "Wir haben in Deutschland noch 2000 Verlage. Ich schätze, dass in den nächsten zehn Jahren davon einige hundert in größere Einheiten aufgehen", sagte der scheidende Buchkonzernchef in einem dpa-Gespräch. Auch im Buchhandel werde es zur weiteren Konzentration kommen. Noch gebe es rund 4500 Buchhandlungen. Doch dürfte diese Zahl im Laufe des Jahrzehnts deutlich sinken. Viele kleine Verlage würden unter das Dach von größeren schlüpfen. "Ich sehe aber auch gute Chancen für spezialisierte kleinere und mittlere Verlage, in Nischenmärkten zu überleben", sagte Wössner. Der Verlagsmanager wird nach über elf Jahren im Vorstand und nach mehr als sieben Jahren an der Spitze der Bertelsmann Buch AG in München nach Erreichen seines 60. Lebensjahres den Bertelsmann-Konzern zum Monatsende verlassen. Für die Konzentrationsbewegung im Verlagsgeschäft machte Wössner zum einen die stärkere Internationalisierung verantwortlich. Zudem wird es seiner Auffassung nach künftig noch erheblich teurer werden, sich die Rechte an den Büchern renommierter Autoren zu sichern. Noch sei in Deutschland die Konzentration im Handel und Verlagswesen am geringsten in Europa. "Dies hängt auch mit der Buchpreisbindung zusammen", erklärte Wössner. Vor allem die kleinen Verlage und Buchhandlungen profitierten davon. "Für die nächsten fünf Jahre halte ich die Buchpreisbindung in Deutschland für gesichert." Für das Problem zwischen Deutschland und Österreich in dieser Hinsicht sehe er Lösungsansätze, sowohl von gesetzgeberischen Initiativen auf staatlicher Seite als auch durch eine Eigenverpflichtung deutscher Verlage, dass Reimporte die Preisbindung nicht aushöhlten. Im Buchgeschäft werde der Bertelsmann-Konzern auch durch Zukäufe weiter wachsen, um die eigene Marktposition zu stärken, sagte Wössner. "Vornehmlich dürfte es dabei um eine Verstärkung im Kinder- und Jugendbuch-Sektor und im Hardcover-Bereich gehen." Bertelsmann ist das weltweit größte Buchunternehmen. Durch die Übernahme des US- Konzerns Random House gelang 1998 auch der Aufstieg zum führenden englischsprachigem Verlagshaus. Täglich verkauft die Bertelsmann- Gruppe rund 1,5 Millionen Bücher. (APA)