Als auf der Diagonale 1999 mit der von Norbert Pfaffenbichler kuratierten Reihe „Austrian Abstracts“ der heimischen computergenerierten Bild- und Tonkunst eine Plattform geboten wurde, reagierte das Festival des österreichischen Films nicht nur überraschend schnell auf ein – zumindest in Wien - brodelndes Kreativpotenzial, sondern wusste auch einen beeindruckenden Überblick über die vielfältigen Ausdrucksweisen digitalen Videoproduktion zu verschaffen, die rund um die florierenden Club-Szene in der Hauptstadt entstanden war. „Austrian Abstracts“ war innovativ, spannend, mitunter ärgerlich in jedem Fall aber aufregend. Der kontemplative Club Drei Jahre später stellt sich zunehmend die Frage nach dem Sinn der Veranstaltung in ihrer gegenwärtigen Form. So waren heuer ein Gutteil der eingereichten Arbeiten Live-Mitschnitte, die – bereinigt um ihren sozialen Kontext - im stickigen Kinosaal des Grazer Augartenkinos das Publikum größtenteils ratlos zurückließen. In den muffigen Kinosessel gedrückt wollte der Funke nicht so recht überspringen – „Sitzen ist Jazz“ hat ein Wiener Radiomoderator einmal gesagt. Im flirrenden Bildsalat verlor sich bald jeder Wille zur Differenzierung. Lediglich einige wenige Arbeiten, wie etwa „travelonliv“ von Tina Frank, Maia Gusbertis „.airE“ oder „spatial lines“ von tinhoko hoben sich, teils durch geschickt gewählte Schnittstellen zum analogen Experimentalfilm, teils durch den Willen zur Reduktion aus dem digitalen Einheitsbrei ab. Der vom Kurator postulierten Trend zum „Grafischen und Geometrischen“ verlangt nicht unbedingt nach einem Kommentar – soll sein. Als in der anschließenden Diskussion der spielerische Umgang mit dem „Fehler in der Apparatur“ zur Sprache kam, war die Zeit reif für den Schönheitsschlaf. „What you hear is what you see“ Ähnlich die Situation bei dem von Barbara Pichler zusammengestellten „Musik/Videoprogramm III“. War es schon in den letzten Jahren schwierig den Trennstrich zu den elektronischen Bild/Klangalagamen der „Austrian Abstracts“ zu ziehen, so setzte sich deren Dilemma bei den Musikvideos bruchlos fort. Optophonetische Bild/Klang-Skulpturen wechselten mit gefälligen Industrieproduktionen (Sofa Surfers, Mouse on Mars) und exzentrischen Bildmeditationen, wie etwa Alexander Ivans „Karate“. Zwar konnten einige Arbeiten regelrecht erfreuen, dennoch hinterließen die computergenerierten Bild/Ton-Welten den Eindruck einer fast bedrückendenden Homogenität. (dax)