Wien - "Die Konsumenten haben ihre Reaktion auf eine Verminderung des Wertes ihrer Aktienportfolios im Laufe der Jahrzehnte geändert. Sie durften nach jedem Crash einen Boom erleben und richten ihr Konsumverhalten nicht nach den aktuellen Börsenkursen, sondern stärker nach dem voraussichtlichen Lebenseinkommen aus." Der Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS), Bernhard Felderer gibt sich im Gespräch mit dem S TANDARD zuversichtlich, dass es in den USA deshalb zu keinem Einbruch des privaten Konsums kommt und damit eine Rezession ausbleibt. Denn immerhin mache der private Konsum mehr als zwei Drittel der Wirtschaftsleistung aus. "Wenn die Konsumenten weiter kaufen, dann werden auch die Unternehmen weiter investieren", weist er auf die zweite wesentliche Komponente der Nachfrage hin. Während in den Sechziger-und Siebzigerjahren noch ein enger Zusammenhang zwischen den Bewegungen der Aktienkurse, des privaten Konsums und der Investitionen gegeben war und Konsum und Investitionen den "ups and downs" an der Börse mit einer gewissen zeitlichen Verschiebung folgten, ist dieser Zusammenhang seit Mitte der Achtzigerjahre verloren gegangen. "Die Leute haben gelernt mit der Volatilität der Märkte zu leben und sie zu durchschauen." Auch die Investoren lassen sich nicht vom mittelfristigen Wachstumspfad abbringen. Nachfragekrise

Der aktuelle Einbruch der Börsenkurse, vor allem bei den Technologiewerten sei darauf zurückzuführen, dass es eine Nachfragekrise bei Produkten der Informations-und Kommunikationstechnologie gibt, weil überinvestiert worden sei. Diese Nachfragekrise werde aber nur vorübergehender Natur sein.

Gerade diese Investitionen waren es aber, die den USA in den Neunzigerjahren einen deutlichen Wachstums- und Produktivitätsvorsprung vor Europa sicherten. "Der Anteil der IT-Investitionen an allen Ausrüstungsinvestitionen in den USA ist von 47 Prozent 1993 auf 78 Prozent 1999 gestiegen."

Es gebe Studien, wonach die Informationstechnologie, die an der gesamten Produktion nur einen Anteil von zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts hat, zum Wachstum einen Beitrag von 30 Prozent geleistet hat. "In Europa waren die Kosten für den Einsatz von Informationstechnologie (Server, PC, Telefon) in den Neunzigerjahren mehrfach so hoch wie in den USA. Das erklärt den Wachtumsunterschied", meint der IHS-Chef. (Michael Hann, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 26. 3 . 2001)