Innsbruck - Turbulente Zeiten durchlebt derzeit die Telekom Austria und deren Management. Neben den heftig kritisierten Einsparungsplänen kursieren auch immer wieder Ablösegerüchte um Vorstandschef Heinz Sundt: Dieser zeigt sich aber in einem Gespräch mit der "Tiroler Tageszeitung" voll motiviert: "Ich würde diesen Job jederzeit ein zweites Mal antreten. Bei der Mobilkom war ich von Anfang an mit dabei, ein neues Unternehmen aufzubauen. Bei der Telekom befinden wir uns hingegen in einem korrigierenden Prozess, der 2002 abgeschlossen sein wird. Dann wird es wieder aufwärts gehen." Dass ihm seine Kritiker, wie der Tiroler AK-Präsident Fritz Dinkauser, menschenverachtendes Vorgehen vorwerfen, trifft Sundt besonders: "Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir mit der Telekom Austria Personalmanagement GmbH (TAP) gemeinsam mit der Gewerkschaft eine sozial verträgliche Personalreduktion ausgearbeitet haben. Herr Dinkhauser soll mir einen Alternativvorschlag vorlegen. Entweder wir reorganisieren das Unternehmen neu, oder es wird nicht überleben", wurde Sundt deutlich. Generell könne er Musterklagen der Tiroler AK nicht verhindern, die Vorgangsweise der Telekom stützte sich aber auf Rechtsgutachten. "Von Menschenverachtung keine Rede" Zur Situation in Tirol ergänzte der zuständige Herbert Frech, dass die bisherige Regelung bisher "gut angenommen wurde, von Menschenverachtung könne keine Rede sein". Seit 1.1.2001 wurden von 1.054 Mitarbeitern 25 pensioniert, 93 befinden sich im internen Arbeitsmarkt. Davon konnte für rund 60 bereits eine Lösung gefunden werden. Neben Frühpensionierung oder Abfertigungsmodell gibt es auch die Möglichkeit von Outsourcing (Tätigkeiten außerhalb des Telekom-Kerngeschäftes), Personalleasing (Vermittlung an dritte) oder Teilzeitbeschäftigung. Mit 1. Juli kommen weitere 100 Telekom-Mitarbeiter in diesen Pool: "Dann müssten in Tirol die Einsparungsmaßnahmen abgeschlossen sein", hofft Sundt. Das derzeitige Abbauprogramm vergleicht Sundt mit einem explodierenden Dampfkessel: "Dieser Entladungsprozess ist schmerzlich, aber notwendig." Rund eine Million Schilling jährlich koste ein Beamter der Telekom Austria, bei 5.000 betrage das Einsparungspotenzial daher fünf Milliarden Schilling pro Jahr. Nach 2002 müsse die Telekom wieder flott sein. Die Krise der Verstaatlichten Industrie habe den Steuerzahler Milliarden gekostet, die Telekom möchte den Weg aus der Krise durch diese Restrukturierung selbst tragen. "Während andere Länder, wie Deutschland noch zu Monopolzeiten die Telekomkonzerne wettbewerbsfähig gemacht haben, wurden in Österreich die Telekom-Gewinne zum Stopfen von Löchern im Finanzhaushalt verwendet. Jetzt sei es eben schon sehr spät", meinte Sundt weiter. Auch die Flexibilität der Telekom mit 80 Prozent Beamten als Mitarbeiter sei ein Problem. Ähnlich sieht er den Börsegang: Auch wenn wir extrem spät dran waren, es gab keine Alternative. Übernahme "Ich habe eine Übernahme der Telekom Austria (TA) nie ausgeschlossen", beantwortet Heinz Sundt die Frage, ob die TA angesichts der globalen Mitbewerber, wie Deutsche Telekom oder France Telecom (15 Mal so groß als TA) künftig überhaupt noch allein bestehen kann. Telekom Italia besitzt derzeit 29,8 Prozent der TA, nicht ausgeschlossen, dass sie irgendwann die Mehrheit haben, zeigt sich Sundt kryptisch. Die Marktsituation in Österreich stimmt ihn jedoch positiv: Demnach telefonieren trotzt privater Konkurrenz noch immer 64 Prozent der Österreicher am Festnetz mit der Telekom. Bei den Handys halte die Mobilkom 45 Prozent, beim Internet habe man einen Marktanteil von 33 Prozent. (APA)