Die Journalistengewerkschaft schaltet sich in die Turbulenzen bei der staatseigenen Wiener Zeitung unter schwarz-blauer Regierung ein. Allem voran mit der Nominierung "gewerkschaftlicher Vertrauenspersonen", die den Betriebsrat ergänzen. Anlass: zwei Berichte des STANDARD über die keineswegs friktionsfreien "personellen Umstrukturierungen", mit denen sich Geschäftsführer Karl Schiessl (vormals ÖVP Burgenland) bei internen Kritikern den Vorwurf einer "Hatz auf die Sozialdemokraten in der Redaktion" eintrug - aber volle Unterstützung bei Betriebsratschef Alfred Schiemer fand. Zudem hat Schiessl via STANDARD den hauseigenen Außenpolitikjournalisten Rainer Mayerhofer schwer angegriffen. Darauf wurde die Wiener Landesgewerkschaft der Journalisten unter Gisela Vorrath aktiv: In Sachen Mayerhofer gab es ein Protestschreiben an Schiessl, der seine Vorwürfe laut Vorrath zurücknehmen musste. Mit Schiemer, der durch seine Äußerungen im STANDARD bei einem Teil der Redaktion den Eindruck verstärkt hatte, er agiere als "Assistent der Geschäftsführung", hatte Vorrath ein "ausführliches Gespräch"; ihre Kooperation mit Schiemer sei danach "aufrecht". Und just jene Redakteure, die laut Kritikern als Sozialdemokraten zurückgesetzt wurden, machte man zu "gewerkschaftlichen Vertrauenspersonen": Mayerhofer, Heinz Fahnler, Christa Karas und Erika Bettstein. "Das ist natürlich auch ein Signal an die Geschäftsführung, damit sie sich öffentliche und andere Querschüsse erspart", sagt Vorrath. Man wolle diese Journalisten "schützen". Vom "Eigentümer Republik" fordert Vorrath ein Redaktionsstatut als "Ausdruck der inneren Pressefreiheit". Die Gewerkschafterin: "Da wird es in nächster Zeit von uns eine Initiative geben." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.3.2001)