Wien - Das 1993 aus der Taufe gehobene liberale Projekt ist mit den Ausscheiden des LIF aus dem Wiener Rathaus am Ende. Die Liberalen sind damit in keinem Landtag mehr vertreten, aus dem EU-Parlament und dem Nationalrat sind sie schon 1999 geflogen. Auch wenn Präsidiumssprecher Friedhelm Frischenschlager zuletzt einen organisatorischen Neuaufbau mit einer neuen Führungsstruktur angekündigt hat, sind die Voraussetzungen für einen solchen Neuanfang denkbar schlecht. Die finanziellen Ressourcen sind auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Die Voraussetzungen für die Wahlen in Wien waren trotz eines engagierten Wahlkampfes des jungen Wiener Teams alles andere als vielversprechend Die finanziellen Probleme der Bundespartei nach dem Ausscheiden aus dem Parlament hatten zu wilden Streitereien mit und innerhalb der Wiener Landespartei geführt, die als einzige noch über ausreichende Mittel verfügte, um die durch das Ausscheiden aus dem Parlament entstandenen Schulden abzudecken. Es kam schließlich zum offenen Bruch mit der damaligen Landesparteichefin Gabriele Hecht Sie trat gemeinsam mit drei weiteren Gemeinderäten aus der Partei aus, führt aber den "Liberalen Klub" im Wiener Rathaus mit den vier Mitgliedern weiter. Die beiden von ihr ausgeschlossenen Gemeinderäte, die in der Zwischenzeit zur Landesparteichefin gewählte Alexandra Bolena und Wolfgang Alkier, führten die LIF-Landespartei, durften aber nicht mehr im Klub mitarbeiten. Begonnen hatte das liberale Projekt im Februar 1993, als sich Heide Schmidt gemeinsam mit vier weiteren Abgeordneten von der FPÖ abspaltete und das Liberale Forum gründete In der Anfangsphase konnten die Liberalen mit Achtungserfolgen auf sich aufmerksam machen. Die erste Wahl nach der Gründung, die Landtagswahl in Niederösterreich, brachte 5,1 Prozent und drei Mandate. Auch die erste Nationalratswahl 1994 endete mit 6,0 Prozent und elf Mandaten für das LIF erfolgreich. Bei der Neuwahl im Jahr darauf verloren sie 0,5 Prozentpunkte und ein Mandat. In der Steiermark schafften die Liberalen 1995 mit 3,8 Prozent den Einzug in den Landtag. 1996 gelang der Sprung ins EU-Parlament mit 4,3 Prozent und in Wien in den Gemeinderat mit acht Prozent. Nach diesen Anfangserfolgen wurden aber bald die strukturellen Defizite der Partei deutlich. Vor allem die "Kopfgeburt" mit einer im Parlament vertretenen Spitze, aber praktisch ohne Basis und mit nur sehr geringer Verankerung in den Ländern und Gemeinden stellte sich als Manko heraus. Die folgenden Landtagswahlen brachten durchwegs Misserfolge, in kein einziges Landesparlament konnten die Liberalen mehr einziehen und auch in Niederösterreich flogen sie 1998 wieder aus dem Landtag. Im EU-Parlament sind sie seit den Wahlen 1999 ebenfalls nicht mehr vertreten. Der größte Tiefschlag folgte dann aber am 3. Oktober 1999 mit dem Scheitern bei der Nationalratswahl. In der Folge trat Gallionsfigur Heide Schmidt als Parteichefin zurück, ihr Nachfolger Christian Köck warf nach nur wenigen Monaten ebenfalls entnervt das Handtuch. Interimsmäßig übernahm Friedhelm Frischenschlager als "Präsidiumssprecher" die Parteiführung. Zuletzt war im vergangenen Herbst auch die Landtagswahl in der Steiermark schief gegangen. Mit nur etwas mehr als einem Prozent flogen die Liberalen klar aus dem Landtag. (APA)