Die slowakischen Politiker sind in Gedanken schon bei den Parlamentswahlen 2002. Die größeren Parteien haben bereits die Führer der Wahlteams nominiert und mit der Suche nach Prominenten, die im Wahlkampf punkten könnten, begonnen. Der nächste Wahlkampf wird unter bekannten Gesichtspunkten durchgeführt werden. Niemand kann von Vladimir Meciar und seiner Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS) oder von der Partei der Demokratischen Linken (SDL) Wunder erwarten. Dasselbe gilt auch für die Ungarnpartei (SMK) oder die Nationalpartei (SNS). Die Christdemokraten (KDH) erwähnen das Beharren sogar in ihrem Programm. Auch neue Parteien - die Slowakische Demokratische und Christliche Koalition (SDKU) mit Mikulas Dzurinda an der Spitze und Smer (Richtung) mit Robert Fico - sind schon kalkulierbare Größen. Es gibt nur eine unbekannte Größe, die könnte vor den Wahlen die politischen Karten gründlich neu durchmischen. Anfang April will Pavol Rusko, der Haupteigentümer der Markisa-Fernsehstation, seine neue Partei der Öffentlichkeit vorstellen. Über die Orientierung der neuen Partei, über ihr Programm und Ziele weiß man aber nicht viel. Rusko war bisher sehr lakonisch, er verriet nicht einmal den Namen der neuen Partei. Die neue Partei solle neue Persönlichkeiten in die politische Szene bringen, sie solle "irgendwo in der liberalen Mitte" stehen und sich mit konkreten Problemen auseinander setzen. Rusko will in seiner Partei Leute sehen, die sich schon in ihren Berufen bewährt haben und Politik nicht als Weg zur persönlichen Bereicherung betrachten. Es sollen also Leute sein, die "für die Politik" leben, nicht "von der Politik". Dieses gängige Gerede ist allen neuen Parteien gemeinsam, und in den letzten Jahren haben es die Slowaken mindestes zehnmal gehört. Diesmal aber hören sie diese Floskeln vom einflussreichsten Medien-Unternehmer der Slowakei. Und man muss sagen, dass sowohl ein Erfolg wie auch ein Fiasko der neuen Partei für das politische Leben der Slowakei positive Konsequenzen haben könnte. Ein Erfolg von Rusko - das bedeutet mindestens 20 Prozent - könnte eine definitive Marginalisierung der Parteien bedeuten, die sich jetzt im Mitte-Links-Raum befinden. Die Sozialdemokraten und die Partei der Bürgerlichen Eintracht (SOP) würden sicher in Vergessenheit geraten und die Partei der Demokratischen Linken (SDL) definitiv auf die Größe einer kleinen Sekte reduziert werden. Ein Fiasko der neuen Partei - Zahlen unter zehn Prozent - würde bedeuten, dass die politische Szene bereits "voll" ist. Das würde aber auch das Ende der bisherigen Form der Entwicklung der slowakischen politischen Szene bedeuten. Bisher mündeten innerparteiliche Zwiste immer in die Gründung einer neuen Partei. Konsequenzen dieser Entwicklung sind fatal und führen zur Verdünnung des politischen Potenzials. In der Szene bewegen sich kleine Parteien mit begrenzter Fähigkeit, auf Probleme sachlich zu reagieren. Das Scheitern Ruskos würde ein Zeichen setzen, dass, wenn sich jemand in der Politik durchsetzen will, er den Weg nach oben durch die existierenden Parteien suchen muss. Es gibt aber auch eine dritte Möglichkeit: bei einer Zustimmung von fünf Prozent weder Erfolg noch Fiasko. Und diese Möglichkeit könnte fatalere Konsequenzen haben. Die Politik hat nämlich in den vergangenen fünf oder sechs Jahren in der slowakischen Öffentlichkeit viel an Renommee verloren. Man hört jetzt wieder, wie so oft in der Vergangenheit, die Redewendung, die Politik sei bloß die Verschlagenheit der Herren. Wenn aber Rusko die Menschen, die "für die Politik" leben wollen, in der Slowakei nicht finden kann, könnte die Öffentlichkeit seinen Versuch auch so begreifen, dass die Politik nicht nur die Verschlagenheit der Herren sei, sondern auch die "Spaßerei" der Herren. Der Versuch Ruskos wäre dann nur ein weiteres Kapitel in der Verwüstung der politischen Szene der Slowakei. (APA)